Von Kerstin Völling

Glinde.
Zunächst war Wolf-Dieter Bode noch skeptisch. "Dass sich bei so schönem Wetter viele zum Haareschneiden einfinden werden, glaube ich nicht." Doch schon drei Stunden später sollten alle Zweifel des Vorsitzenden des Heimat- und Bürgervereins Glinde (HBVG) ausgeräumt sein. 22 Kunden vertrauten auf die Künste von Friseurmeisterin Rita Schneider und ihrem Kollegen Ivan Nicolic. "Wir hätten noch ein paar Friseure mitbringen können, so groß war der Andrang!", sagte sie erfreut. "Die Kunden waren anspruchsvoll, wollten etwas Schickes. Nicht eben mal so rucki-zucki." Und Bode rechnete beglückt vor: "Bei zehn Euro pro Schnitt macht das schon mal 220 Euro für das neue Mühlenrad!" Und nicht nur Rita Schneider sollte beim Mühlenfest für den guten Zweck arbeiten und zusätzliche Spenden drauflegen.

Bode dürfte mit seinen rund 180 Vereinsmitgliedern mal wieder alles richtig gemacht haben. 23 000 Euro kostet so ein neues Wasserrad - ohne die Installationsarbeiten. "Wir brauchen das neue Rad, um Besuchern weiter den Mahlvorgang zeigen zu können. Und wir hoffen immer noch, dass sich die Stadt gebührend beteiligt", sagte Bode. Der HBVG hat mit dem Mühlenfest jedenfalls gut vorgelegt: Neben den Kuchenspenden, die bis auf den letzten Krümel verkauft wurden, legten sich Bäckermeister Manfred Meyns und Peter Ostrowsky oder Albert Stoller vom Verein am Ofen nach altem Vorbild ins Zeug. Die "Mühlenbrote" waren begehrt. Ostrowsky: "Wir mussten die 90 Laibe gar nicht anpreisen, die wurden uns förmlich aus der Hand gerissen."

Viel Interesse fand auch ein altes Handwerk, das Peter Lembke mit seinem Enkel Max Joos (12) vorführte: das Buttern. "Ich bin heute extra um 4 Uhr aufgestanden und habe die Kuh gemolken, damit wir Ihnen hier gleich tolle Buttermilch anbieten können!", warb er. Nun gut, die Kuh sah ein wenig nach Plastik aus. Umso echter waren aber Butter und Buttermilch, die sich nach 20 Minuten schlagen im Butterfass absetzten. Die dufteten so lecker, dass Max erst einmal kosten musste. "Hmmh!", schwärmte auch Sabine Andresen vom HBVG. Manche Besucher fanden in den Crêpes, die die Glinder Tafel gleich nebenan buk, eine Top-Ergänzung zum Natur-Getränk. Auch dieser Erlös kommt dem Mühlrad zugute.

Die Besucher schätzten besonders die familiäre Atmosphäre. So wollte die Glinderin Ursula Boy ihrer Urenkelin Martina Jeschke aus Hamburg unbedingt mal dieses Fest zeigen. Für sie stand fest: "Das Beste ist die Musik." Uwe Hacker, ursprünglich ein Glinder Jung, reiste aus Ostholstein an und brachte als DJ nicht nur sie, sondern auch alle Schlager-Fans mit Hits wie "Tulpen aus Amsterdam" zum Singen.