Von Susanne Tamm

Glinde.
Der Flüchtlingsstrom ebbt nicht ab - auch nicht nach Glinde. 100 Menschen soll die Stadt dieses Jahr aufnehmen. Politik und Verwaltung haben vorgesorgt, so gut es eben in der Eile ging. 14 Wohnungen sind angemietet, darunter sogar ein Haus in Witzhave. Im vergangenen Jahr baute Glinde eine Unterkunft für bis zu 26 Menschen am Willinghusener Weg: das "Rote Haus". Kosten: etwa 470 000 Euro. Eine weitere Unterkunft dieses Modells direkt nebenan ist gerade genehmigt. Bisher ging man davon aus, dass dort im September die nächsten 25 Flüchtlinge einziehen können.

Die Arbeiten verlaufen aktuell auch genau nach Plan. Gestern noch waren der Betonbauer Peter Hoffmann und der Maurer Peter Malchow von der Firma Thiel dabei, das Fundament auf einer Grundfläche von etwa 195 Quadratmetern einzuschalen, heute soll es gegossen werden. "Freitag wollen wir ausschalen und den Sand wegfahren", sagte Peter Malchow. "Wenn alles gut läuft, werden wir diese Woche noch mit dem Fundament fertig."

Trotzdem können die nächsten 25 Flüchtlinge hier im September noch nicht einziehen. Denn Glinde ist nicht die einzige Kommune, die Menschen aufnehmen muss. Hamburg und Berlin haben Hunderte von Containern bestellt. Deshalb kommt das Unternehmen, das die Mobil-Räume, wie die modernen Container auf Neudeutsch genannt werden, liefert, mit der Produktion nicht mehr nach. "Die Container kommen erst Anfang Oktober", sagt der Architekt Reinhard List. "Es gibt Lieferschwierigkeiten."

Bisher lag der aktuelle Stand Glindes bei "minus fünf" Flüchtlingen. Das sollte sich mit den neuen Plätzen im September schlagartig ändern. "Die Verzögerung führt natürlich zu Problemen", sagte Bürgermeister Rainhard Zug gestern. "Wir müssen die Situation mit dem Fachamt neu bewerten und uns Alternativen überlegen. Wir müssen schauen, ob wir noch etwas anmieten können." Ordnungsamtsleiter Bernd Mahns, der die Anmietungen organisiert, ist zurzeit noch im Urlaub.

Vorab hatte er bereits berichtet, dass beispielsweise das in Witzhave angemietete Haus der Stadt vom Eigentümer angeboten worden war. Mahns hatte vor der Unterschrift unter dem Mietvertrag im Amt Trittau angefragt, ob etwas dagegen spreche, dass Glinde das Objekt anmiete. Die Kollegen hatten nichts dagegen und die Stadt Glinde griff zu. Nun konnten in dem gut ausgestatteten Haus mit Garten zwei Flüchtlingsfamilien unterkommen.

Der Politik hatte Bernd Mahns schon angekündigt, dass auch die zwei "Roten Häuser" nicht ausreichen werden. "Wir werden eine weitere, dritte Unterkunft benötigen." In Glinde ist allerdings der Standort ein Problem. Städtische Flächen sind knapp. Deshalb werden zurzeit - hinter verschlossenen Türen - die Flächen für die nächste Unterkunft in 2016 diskutiert. Bereits seit Jahren werden immer dieselben Areale geprüft: Am Schlehenweg, an der Ecke Holstenkamp/Rotdornweg, am Kupfermühlenweg oder an der Straße Am Berge. Bisher gibt es in der Politik einen Konsens darüber, dass eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge in der Stadt gewünscht sei - so lange dies noch möglich ist.