Von Katrin Bluhm

Glinde.
Gestern Früh kostete es Karin Stuke (76) und ihren Mann Konrad (75) Überwindung, in den Tag zu starten. Der Wecker klingelte um 4 Uhr und es regnete in Strömen. Doch engagierte Flohmarktverkäufer lassen sich davon nicht irritieren. Genauso wie das Ehepaar aus Öjendorf haben viele weitere Privatleute gut 60 Stände auf dem Marktplatz und in der Passage aufgebaut, und frühes Kommen sichert gute Parkplätze zum Auspacken.

"Ein Glück, wir haben ein Abonnement auf den überdachten Platz vor dem Optiker", sagt Karin Stuke und bedauert die Verkäufer, die alles mit Folien abdecken müssen. "Aber das hat auch seinen Preis. Überhaupt haben wir früher besser verkauft", sagt sie. Doch es macht ihr Spaß, wenn sie einmal im Monat alles, was in der großen Familie überflüssig geworden ist, verhökert. "Bis 90 will ich das wohl noch machen", sagt sie und lächelt schelmisch.

Birte Müller aus Hamburg und ihre Freunde gehen selten unter die Verkäufer. "Alle fünf Jahre durchforsten wir Keller, Küche, Kleiderschränke und dann geht's los", sagt sie. Weg kommt, was zu schade für den Müll ist, sich aber überlebt hat. Das sind die Schlittschuhstiefel ihres Mannes, Pullover, das Snowboard des Sohnes. "Das war sofort weg", sagt sie und ist überhaupt sehr zufrieden, dass sie gegen 11 Uhr gut 80 Prozent verkauft hat.

Zu ihren begeisterten Käufern gehören Alicja Kaczmarczyk und ihre Schwester Joanna Kohnke-Lerch. Die beiden sind glücklich mit ihren Schätzen und schwärmen von den freundlichen Verkäufern. "Allerdings muss man genau schauen und das tun wir", betont Alicja Kaczmarczyk. "Wir haben einen Kleidersack von Gucci, Schuhe, zwei Handtaschen und Stoffservietten ergattert - und einen chicen Ring zu den Schuhen geschenkt bekommen. Ein toller Tag", freut sie sich. "Das bisschen Regen macht da doch nichts", sagt sie und strahlt unter dem Schirm.

Im Gegensatz zu Ehepaar Stuke, das all seine nicht verkauften Schätze sorgfältig für den nächsten Flohmarkt verpackt, überlegt Birte Müller noch, was mit dem Rest passieren soll. "Das Dirndl behalte ich und der Rest kommt wohl in die Kleiderkammer. Vielleicht kommt es da auch Flüchtlingen zugute."