Glinde
(mos).
Astrid Dahnke und Michael Juuls improvisieren, sie spielen ein Ehepaar auf Silberhochzeitsreise an der Hamburger Alster: "Ich bin froh, dass wir die Reise allein unternommen haben", sagt sie. Er nickt und antwortet mit volltönendem Bariton: "Schau, da schwimmen fünf Küken, wir haben es nur zu zweien gebracht." Regisseurin Katrin Ackermann greift ein: "Wir müssen eine Wendung hineinbringen, damit es nicht zu kitschig wird, nicht zu schön", sagt sie. Das Stück, das die bisher 17 Mitglieder der neuen Theatergruppe im Guthaus zusammen entwickeln, soll das echte Leben widerspiegeln. Ihr Leben. Dafür treffen sie sich donnerstags um 15 Uhr im Guthaus.

"Dadurch, dass wir improvisieren, sind wir uns sehr nahe gekommen, das liegt aber auch an Katrins liebevoller Begeisterungsfähigkeit", lobt Astrid Dahnke. Ackermann strahlt und erklärt: "Beim Theaterspielen kann man sich wegdenken und wegfühlen. Wir können uns gegenseitig Wünsche erfüllen, etwas für uns nachholen - im Theater ist alles möglich."

Die Sozialpädagogin und Erzieherin hat in Geesthacht mit Senioren aus der Elbe Residenz ein Theaterstück auf die Bühne gebracht. Das Glinder Stück heißt "Herzrundfahrt" und wird eine bunte, musikalische Collage aus Geschichten, die das Leben schrieb. Im Februar 2016 soll Premiere gefeiert werden.

Als Ackermann das Theaterprojekt für die Sönke-Nissen-Park Stiftung ins Leben rief und Menschen ab 50 Jahren suchte, die anhand ihrer Lebensgeschichte Theater spielen und Szenen improvisieren möchten, war die Resonanz groß. Aus der Idee einer "Theatergruppe 50 plus" wurde nichts, denn auch junge Mitspieler sind dabei. Nun sind die Mitglieder zwischen zwölf und 81 Jahren alt, und das Ensemble nennt sich "Glinder Melange".

Senior Ronny Geißel aus Glinde spielte zuletzt als Azubi Theater, jetzt darf er - als eines von drei männlichen Mitgliedern - mehrere Rollen verkörpern. Ursel Blumroth wollte immer Theater spielen: "Ich habe es aber vorher nie geschafft", sagt sie, und Martina von Bargen (51) will "lebendiger, kreativer, mutiger" werden. "Ich fühlte mich so verkopft", sagt die Pädagogin und Mutter zweier Töchter.

Aus Glinde kommen indes nicht alle. Da ist Hannelore von der Heide (75) aus Oststeinbek, die ihre Zeit nicht mit Spiele-Nachmittagen verbringen will. Als Mitglied der "Golden Girls" gibt sie jetzt die griesgrämige Alte: "Da muss ich nicht immer nett sein", sagt sie und lächelt nett. Monika Siefert aus Reinbek traute sich lange nicht: "Ich muss immer noch mein Herz vorwegwerfen. Aber es macht einfach Spaß, wenn ich hier bin." Sousan Helmke (55) aus Wentorf wollte etwas Neues lernen. Michael Juuls (63) aus Wohltorf bringt als Einziger Bühnenerfahrung mit. Er ist in einem generationsübergreifenden Theaterprojekt im Bergedorfer "Haus im Park" dabei. "Faust, oder Lachen ist besser als Weinen" wird im Oktober aufgeführt.

Das Glinder Ensemble sucht zwei weitere männliche Darsteller, einen "Hamburger Jung" zwischen 60 und 80 Jahren und einen "südländischen Fitnesstyp" um die 20. Männer zum Bau des maritimen Bühnenbildes wären auch gut. Für Bühnenbau und Organisation hinter der Bühne steht auch Barbara Bednarz in den Startlöchern. Sie sagt, sie arbeite lieber im Hintergrund.

Die Theatergruppe übt am 23. Juli von 15 bis 17 Uhr zum letzten Mal vor der Sommerpause. Am 13. August geht's weiter. Katrin Ackermann ist für Interessierte unter Telefon (040) 71 00 04 25 oder per E-Mail: