Von Barbara Moszczynski

Glinde.
Ein Mensch braucht nicht viel, um glücklich zu sein - in Luisa Natiwis Märchen "Das sprechende Schaf" reicht ein Tier aus, um eine kleine Familie zu ernähren. "Man braucht keine 100 Kühe - ein einziges Schaf liefert uns Wolle, Milch und Butter", sagt Natiwi. Sie hat aufgeschrieben, was die Stammesältesten des Nomadenvolks der Karamojong den Kindern erzählten und liest in dieser Woche Geschichten aus ihrer Heimat Uganda in der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld. Diese ist seit dem Jahr 2000 offiziell eine "Schule ohne Rassismus".

"Die Märchen waren unsere Lebensschule. Wir lernten daraus Gut und Böse und vom Umgang mit den Gefahren unseres Lebensraums", berichtet Natiwi. Angeleitet von ihr bauen die Schüler auch ein Nomadendorf und eine afrikanische Stadt. Die Jugendlichen aus dem achten Jahrgang werden mit ihr zusammen kochen und Sambusas, gefüllte Teigtaschen, für die Präsentation am Donnerstag vorbereiten.

Parallel studieren die Fünftklässler mit dem Lübecker Tanzpädagogen und Choreografen Stéphane Zamblé verschiedene Tänze ein. Die Älteren werden mit ihm auf Congas und Djemben trommeln. Zamblé, der aus Burkina Faso stammt und im Staatsballett der Elfenbeinküste tanzte, ist Gründer des Tanzensembles "Panafrika". Die Musik und die Choreografien schreibt der 37-Jährige selbst.

In den Stücken seines aktuellen Albums "Espoir" geht es um Hoffnung, Toleranz und Freundschaft, sie sind angelehnt an die sozialen und politischen Realitäten seiner Heimat. Der westafrikanische Sahel-Staat Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, zeichnet sich aber durch eine gewisse Stabilität und die kulturelle Vielfalt der dort friedlich zusammenlebenden Völker aus.

Luisa Natiwi (63) kam in einer Ziegenhütte der Karamoja, des Nomadenvolks von Uganda, zur Welt. Missionare pflegten sie gesund, als eine Hyäne ihr ein Bein zerbiss; sie ermöglichten ihr eine schulische Bildung. Sie studierte und wurde die erste Lehrerin ihres Stammes. Eine Therapie führte sie nach Deutschland. Hier heiratete sie einen ugandischen Arzt und kehrte zurück in ihre Heimat, doch im aufflammenden Bürgerkrieg zerbrach die Familie in Stammeskonflikten.

Auch unter der Regierung von Idi-Amin-Nachfolger Yoweri Kaguta Museveni kommt es, trotz einer gewissen Beruhigung und wirtschaftlichen Erholung, weiter zu Menschenrechtsverletzungen. Der Staat und manche Stämme sind in kriegerische Auseinandersetzungen in Nachbarländern verwickelt. Heute lebt Natiwi in Hamburg und ist mit Vorträgen über das Nomadenleben und als Märchenerzählerin Botschafterin ihres Volkes. Ihr Buch "Rote Erde - weißes Gras" beschreibt ihre spannende Lebensgeschichte.

Am Donnerstag, sind von 10 bis 11.30 Uhr in der Mensa am Holstenkamp 29 alle Ergebnisse der Projektwoche zu sehen. Die älteren Jahrgänge befassen sich auch mit Ausländerfeindlichkeit und Integration. Dazu gibt es afrikanisches Essen und die Schülerfirma "Choco Travel" bietet an ihrem Stand fair gehandelte Säfte an. Gäste sind herzlich willkommen.