Von Barbara Moszczynski

Glinde.
Für Ralf Kretz, Mira Buchmann und Nadine Hamm ist es wohl die letzte Spielzeit. Die Polizeipuppenspieler begeisterten gestern mit dem Verkehrskasper über 100 Steppkes aus sieben Kitas im Glinder Bürgerhaus. Ab Herbst soll die Puppenbühne mit einem neuen Konzept weiterlaufen, Polizisten werden die Handpuppen dann nicht mehr spielen. "Die Polizeivollzugsbeamten werden rausgezogen", bestätigt Silke Tobies, Sprecherin des Landespolizeiamtes in Kiel.

Schon im Dezember 2014 hatte Innenminister Stefan Studt (SPD) verkündet, dass das jetzige Personal in andere Bereiche versetzt werden soll. Wie die beliebte Präventionsarbeit fortgeführt wird, darüber berät derzeit eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Landespolizeidirektor Thomas Thiede. Das Ergebnis wird im Herbst erwartet. Der Kontakt der Kindergärten und Schulen zur Polizei soll künftig über einen Beamten vor Ort gesichert werden.

Die Suche der Politik nach Einsparmöglichkeiten in den Polizeiverwaltungen macht dem Verkehrskasper das Überleben schwer. Gab es vor einigen Jahren noch rund 130 Polizei- und Verkehrspuppenbühnen in Deutschland, sank die Zahl seitdem auf derzeit rund 100. Drei dieser Bühnen gibt es in Schleswig-Holstein: in Flensburg, Neumünster und Bad Oldesloe. Sieben Beamte, vier in Vollzeit und drei in Teilzeit, werden dort beschäftigt und erreichen rund 30 000 Kinder im Jahr.

Die Oldesloer Puppenspieler sind für Stormarn, das Herzogtum-Lauenburg, Lübeck, Ostholstein und Teile von Segeberg zuständig. Rund drei Jahre brauchen die Beamten, bis sie in allen Kitas einmal gespielt haben. Bis zu 650 Vorstellungen geben sie pro Jahr. Dabei geht es neben dem richtigen Verhalten im Straßenverkehr auch um den Fahrradhelm und das Anschnallen im Auto. Studien belegen, dass Handpuppen Kindern derartige Themen ideal vermitteln. Auch in Glinde gehen die Drei- bis Fünfjährigen vorbildlich mit.

Auf Kretz' Frage, "Wie lautete die Telefonnummer der Polizei?", schallt es aus über 50 kleinen Kehlen: "110!" Für das richtige Überqueren der Straße üben Kretz und Mira Buchmann mit ihnen das Verkehrskasper-Gedicht: "Alle Kinder hier im Land bleiben vor dem Kantstein stehen, sie schauen zuerst nach links, nach rechts, nach links - bevor sie gerade über die Straße gehen." Beide tragen Uniform, denn die Kinder sollen die Angst vor Uniformen verlieren und die Polizisten als Helfer sehen.

Oft ist der Kontakt mit dem Verkehrskasper ihre erste Begegnung mit echten Polizisten, sagt Kretz. Die Verkehrserziehung sei der Einstieg in weitere wichtige Maßnahmen wie Drogen- und Gewaltprävention. "Für manche Kinder ist es nach ersten negativen Erfahrungen im Elternhaus ein wichtiger, positiver Zweitkontakt", ergänzt seine Kollegin, Polizeiobermeisterin Nadine Hamm, die wie ihre Kollegen mit Leidenschaft den direkten Draht zu den Kindern sucht. Sie meint: "Wenn man überlegt, was eingespart und was dafür aufgegeben wird, steht das in keinem Verhältnis."