Glinde
(st).
Dank der Flex-Klasse an der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule haben Arezo Mohammadi (19) und Bewar Ahmad (17) einen maßgeschneiderten Schulabschluss erreicht. Heute erhalten sie ihre Zeugnisse und feiern gemeinsam mit 126 Mitschülern, die ebenfalls ihren Mittleren Schulabschluss (MSA) oder den ESA (Erster allgemeinbildender Schulabschluss) geschafft haben. Beide Jugendlichen sind allerdings auch traurig, denn sie sind gern zur Sönke-Nissen-Schule gegangen.

"Sie konnten sich beide in unserer ersten Flex-Klasse individuell entwickeln", sagt ihre Klassenlehrerin Yvonne Pohle nicht ohne Stolz. Beide hatten keinen leichten Start und wurden deshalb ab der achten Klasse in die flexible Übergangsphase, die sogenannte Flex-Klasse, eingestuft. In dieser kleinen Klasse mit zuerst 14 Schülern gibt es zwei Lehrer, einen intensiven Kontakt zur Arbeitswelt und bei Bedarf für die Jugendlichen zwei statt der üblichen drei Jahre Zeit bis zum ESA. Im ersten Jahr erhalten sie ein regelmäßiges Sozialtraining von Schulsozialarbeiter Harald Fröhlich, wöchentlich kommt ein Berufscoach des Jugendaufbauwerks in die Klasse, und nach einem überbetrieblichen Praktikum beim Ausbildungsverbund Stormarn in Reinbek verbringen die Schüler einen Tag in der Woche in einem Praktikumsbetrieb.

Bei Arezo, die vor vier Jahren, als sie von Afghanistan nach Glinde kam, weder Deutsch noch Englisch sprach, zündete die praktische Erfahrung sofort: "Nach meinem Praktikum in einer Zahnarztpraxis wusste ich: Das möchte ich auch machen", erzählt sie. Am 1. September beginnt sie ihre Ausbildung als zahnmedizinische Fachangestellte. Um weiter die deutsche Sprache zu üben, arbeitet sie dort bereits jetzt ein paar Stunden pro Tag.

Ihren ESA hat sie als eine der Besten der 39 Absolventen mit einem Notenschnitt von 2,2 gemacht. Wie sie haben zehn Schüler innerhalb von drei Jahren den Abschluss erreicht. Bewar hat ihn sogar schon 2014 abgelegt. Er gehört zu den 87 Sönke-Nissen-Schülern, die dieses Jahr die Schule am Oher Weg mit dem MSA verlassen. Und wie 36 weitere (41 Prozent) ist er so gut, dass er bis zum Abitur weiterlernen kann. Nachdem es bei Bewar anfangs bei den mündlichen Noten haperte, hat er in der Flex-Klasse einen riesigen Sprung gemacht. Er entpuppte sich als wahre mathematische Begabung. "Mein Vater möchte, dass ich das Abi mache, um mehr Chancen zu haben", erzählt der 17-Jährige. Danach will er eine kaufmännische Ausbildung machen. "Ich möchte gern mit meinen Geschwistern den Groß- und Außenhandel meines Vater übernehmen."