Glinde
(mos).
Zwergfledermäuse wiegen nur so viel wie ein Stückchen Schokolade und passen theoretisch in eine Streichholzschachtel. In Glinde wohnen die pelzig-braunen Säuger jeden Sommer im Rolladenkasten der Familie Mondry am Alten Sportplatz.

Wie viele Untermieter es genau sind, wissen Günther und Monika Mondry nicht. "Dafür müssten wir den Kasten ja öffnen", sagt der Glinder. "In einem Rolladenkasten hat der Naturschutzbund schon einmal 150 dieser Fledermäuse gezählt", weiß Jochen Bloch, Nabu-Ortsgruppenleiter in Glinde und Oststeinbek. Die Zwergfledermaus ist neben der Mückenfledermaus die kleinste schleswig-holsteinische Fledermausart. Im Flug, mit ausgebreiteten Flügeln, wirkt sie etwa so groß wie ein Spatz. Sie hat es gern eng und sucht sich im Sommer "Wochenstuben" in Spalten an und in Bauwerken mit Holz- oder Eternitverkleidungen, hinter Putzblasen, Fensterläden, Schildern, in Dachkästen, unter Dachpappe, hinter Blechabdeckungen oder eben in Rolladenkästen.

"Zuerst flogen sie bei unserem Nachbarn im Reihenendhaus ins Schlafzimmer, doch der hat sie vertrieben. Dann haben wir eines Tages morgens, beim Hochziehen der Rolläden entdeckt, dass innen alles voller kleiner Kötel war", erzählt Monika Mondry. Von außen ist nichts von den nachtaktiven Fliegern zu sehen, nur die Kotreste auf der kupfernen Fensterbank künden von den Untermietern. Dass die Hausfledermaus der Mondrys sich einen neuen Unterschlupf sucht, ist unwahrscheinlich.

"Die kommen immer wieder", sagt Bloch. Zwergfledermäuse werden bis zu 30 Jahre alt, das Weibchen hat ein bis zwei Junge pro Jahr. Anfang Mai suchen sie ihr Quartier, bekommen Anfang Juni ihre Jungen und sind Ende August wieder verschwunden in Richtung Winterquartier - bis zum nächsten Jahr. In Fledermausnistkästen siedeln die kleinen nachtaktiven Flieger nicht. "Das ist eher etwas für größere Waldfledermäuse", erklärt Bloch. Deswegen haben die Nachbarn der Mondrys mit ihrem Nistkasten auf dem Balkon auch kein Glück.