Von Susanne Tamm

Glinde.
Tatkräftig packen die fünf Männer aus dem Vorstand des Heimat- und Bürgervereins mit an: Peter Ostrowsky und Roland Fritsche lassen die Makita surren und reichen die einzelnen, maroden Bestandteile des hölzernen Mühlrades - Durchmesser drei Meter - nach hinten. Wolf-Dieter Bode, Albert Stoller und Dieter Gerhardt tragen die Wangen, Fächer und Speichen hinaus und stapeln sie auf der Brücke vor dem Eingang auf. Gegen Mittag ist das Mühlrad zerlegt, bis zum Abend bleiben nur noch die nackte Welle und die Riemenscheibe. Sie werden heute abgebaut.

"Der Zustand des Mühlrads war noch schlimmer als wir dachten", sagt der Vereinsvorsitzende Wolf-Dieter Bode. Das Holz ist marode: Albert Stoller zeigt die ausgewaschene Spitze einer Speiche, die er mit zwei Händen einfach auseinanderbröseln kann. "Wir werden die Teile einlagern, falls noch Fragen aus der Politik kommen", sagt Bode. Denn die Stadt soll zu den insgesamt etwa 30 000 Euro ein Drittel beisteuern. Immerhin ist die Mühle eine Immobilie der Stadt. Außerdem fördern die Firma Amandus Kahl, die Umweltlotterie Bingo und die Glinderin Martha Rohde, selbst Mitglied im Heimat- und Bürgerverein, das Projekt neues Mühlrad. "Das Rad kostet 23 000 Euro samt Montage und Inbetriebnahme durch den Mühlenbauer", erzählt der Vereinsvorsitzende. "Wir machen alle Vorarbeiten in Eigenleistung. Aber wir wissen noch nicht, was uns unter dem Rad erwartet."

Ist der Pumpensumpf freigeräumt, wird das Wasser herausgepumpt. Dann soll zuerst das Gemäuer austrocknen, damit die Männer sehen können, was saniert werden muss. "Wir werden den Sumpf wohl mit Teer abdichten", berichtet Bode. Der Vorstand hat sich von dem Mühlenbauer, einem der letzten seiner Zunft, beraten lassen. Er hat das alte Rad aufgemessen, mehr Fächer und ein Kugellager empfohlen. Damit das nächste Rad länger hält, hat sich der Verein für eine Kombination aus Holz für das Gerüst und Edelstahl für die Fächer entschieden. Bis zum Ende des Jahres, wenn der Fachmann einen Termin frei hat, wird das neue Rad geliefert und montiert. "Die Rechnung kommt Ende des Jahres", sagt Bode. Die Politik wird bis Ende August darüber beraten, ob sie das Geld im Nachtragshaushalt bereitstellt. "Dabei haben wir das Thema bereits im März 2013 im Mühlenbeirat angesprochen", mahnt Wolf-Dieter Bode. Laut Bürgermeister Rainhard Zug war erst ab November 2014 bekannt, dass das Rad erneuert werden muss. "Als die Politik im Februar 2015 den Haushalt beschloss, haben wir keine Möglichkeit gesehen, die Summe einzuplanen", sagt Zug. Doch mittlerweile hat sich die Haushaltslage um zwei Millionen Euro verbessert. Fällt der Beschluss negativ aus, muss die Mühle noch länger ohne Herz bleiben.