Von Susanne Tamm

Glinde.
"Wir sind stolz darauf, dass sie das geschafft haben", sagt Daniel Meier, Klassenlehrer und Koordinator des Deutsch-als-Zweitsprache-Zentrums (DaZ-Zentrum) an der Gemeinschaftsschule. Sieben seiner Schüler bekommen am morgigen Donnerstag in Kiel ihr Deutsch-Sprachdiplom - persönlich überreicht von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD).

Denn das Glinder DaZ-Zentrum hat als einziges im Kreis Stormarn an einem neuen Bewertungssystem der Prüfungen in Schleswig-Holstein teilgenommen. "Die Bewertung ist jetzt differenzierter als zuvor", erläutert Schulleiter Sascha Plaumann. "Das ist für die Schüler sehr wichtig." Die DaZ-Schüler mussten eine vierteilige Prüfung ablegen. Abgefragt wurde ihr Leseverstehen, ihr Hörverstehen, ihre Fähigkeiten in der schriftlichen und der mündlichen Verständigung. Das Ziel: Die Jugendlichen sollen ein Sprachniveau im Deutschen erreichen, das dem Niveau im Englischen eines Deutschen mit Realschulabschluss entspricht.

Zwei Glinder Schüler, Fai (13) aus Thailand und Laurens (14) aus den Niederlanden, haben bereits das Realschulabschlussniveau in allen vier Prüfungsteilen erreicht. Ihre fünf Mitschüler haben diesen Leistungsstand nur in Teilen geschafft. "Sie wissen jetzt, wo sie im nächsten Jahr noch besonders üben müssen", sagt Deutschlehrer Meier: "Der Vorteil der differenzierten Bewertung ist ein pädagogischer: Sie kann Ansporn sein, sich noch mehr anzustrengen."

Für die Schule gibt es vor allem finanzielle Vorteile. Im vergangenen Jahr hat die Prüfungskosten von bis zu 40 Euro pro Schüler noch die Schule getragen. Mit dem Wechsel zum neuen Bewertungssystem finanziert das Innenministerium die Kosten. Ob Schleswig-Holstein die Bewertung landesweit einführt, ist noch offen. Ein Nachteil sei, dass die Leistungsstandards wesentlich anspruchsvoller geworden seien, sagt Meier: "Die Schüler mussten ordentlich büffeln für die Prüfungen. Man muss bedenken, dass die meisten in einem Alter zu uns kommen, in dem ihre gleichaltrigen Freunde und ihr vertrautes Umfeld besonders wichtig für sie sind. Wenn sie dann kein Wort Deutsch können, ist das hart für sie."

Laurens (14) beispielsweise hat in den Niederlanden eine Sprachheilschule besucht. Als Legastheniker war ihm zuerst nicht einmal immer bewusst, dass er Holländisch statt Deutsch mit seinen Klassenkameraden sprach. Und nun hat er mit am besten in der Prüfung abgeschnitten.

Die Leistungsstandards für das neue Prüfungsformat werden international für das Deutsche Sprachdiplom abgefragt. Daniel Meier korrigierte 30 Prüfungen aus Eilat in Israel und aus Norditalien. Die Glinder Prüfungen wurden ihrerseits im Ausland korrigiert.

Morgen startet um 10.15 Uhr in Glinde ein Bus mit den Schülern und ihren Eltern, in Bad Segeberg sammelt er weitere Familien auf. Die 13-jährige Fai ist besonders aufgeregt, denn sie wird nach der feierlichen Übergabe im Wissenschaftspark Kiel ihre mündliche Prüfung über das Schulsystem in Thailand noch einmal vortragen. "An der Glinder Gemeinschaftsschule Wiesenfeld gefällt es mir gut", erzählt die junge Thailänderin. "Die Räume sehen alle so neu aus. Und als mich einmal ältere Jungs geärgert haben, hat mir meine Klassenlehrerin geholfen." Zum Abschluss des großen Tages gibt es morgen für alle einen Empfang in Kiel.