Von Barbara Moszczynski

Oststeinbek.
Sven Sommer bastelt gerade an einer Rakete für das nächste "Yps"-Heft. Die Versuchsanordnung im Dachbodenlabor ist bestechend einfach: Vitamin C-Brausetablette in Plastik-Filmdose, etwas Wasser dazu, Deckel drauf, kopfüber hinstellen und abwarten... Peng, fliegt die Dose in die Luft. Sohn Justus (6) jubiliert, er ist Sommers größter Fan.

"Ich war ein 'Yps'-Kind, und Fernsehstar MacGyver war mein Idol", sagt der Oststeinbeker. Den frontalen Chemie- und Physikunterricht fand der gebürtige Bad Oldesloer nie sonderlich interessant, die Experimente und Gimmicks in dem mittlerweile wieder aufgelegten Kultheft "Yps" aus dem Ehapa-Verlag dagegen sehr. Heute ist Sven Sommer Doktor der Philosophie - er promovierte in Physikdidaktik - und, nach einer zweijährigen Zwischenstation im Hamburger Forschungszentrum DESY, Lehrer für Physik und Chemie an der Erich Kästner Gemeinschaftsschule in Barsbüttel.

Daneben schreibt er für die Zeitschrift "Yps" Artikel über "Life Hacks", Überlebenstipps, zum Beispiel wie aus einer Konservendose ein Grillkamin wird, und "Gadgets", Werkzeuge, wie ein Survival-Tool im Scheckkartenformat.

25 Jahre lang, von 1975 bis 2000, war "Yps" mit einem sogenannten Gimmick, ein Spielzeug für kleine Agenten und Forscher, Woche für Woche am Kiosk erhältlich. Das bekannteste Gimmick sind wohl die Urzeitkrebse, die zum Leidwesen vieler Mütter in mancher Küche mit Wasser zum Leben erweckt wurden. Das 2012 wieder aufgelegte Kult-Magazin verkauft pro Ausgabe rund 60 000 Exemplare in Deutschland, Österreich und der Schweiz und richtet sich mit dem Slogan "eigentlich sind wir doch schon erwachsen" sechsmal im Jahr an die heute 30- bis 45-Jährigen.

"Die Themen von damals werden inhaltlich und optisch in die jetzige Lebenswelt der Leser übertragen", sagt Chefredakteur Christian Kallenberg. Geblieben sind die schönsten Inhalte aus der Ur-Version, Berichte über Geheimagenten und Zaubertricks für die nächste Party. Dazu kommen neue Themen wie Auto, Technik und Reportagen, wie die Grillgeschichte von Sven Sommer in der aktuellen Ausgabe. Da zeigt er, wie man mit zwei Metallsieben über einem Grillrost Popcorn rösten oder aus Aluschalen und einem Kleiderbügel aus der Reinigung einen Picknickgrill bauen kann. Dazu gibt es heute ein Gimmick für junggebliebene Agenten und Forscher. In der aktuellen Ausgabe, die noch bis zum 8. Juli im Handel ist, ist es eine Windmaschine.

Versuche und Experimente sind für den Pädagogen Sommer der ideale Weg, um das Interesse der Kinder an Naturwissenschaften zu wecken. Viel zu trocken würden die Schüler in diesen Fächern oft unterrichtet, findet der 34-Jährige, der auch Lehrer fortbildet und sich die Inhalte seines Chemie- und Physikstudiums über das Experimentieren selbst beibrachte, nachdem er mit Pauken und Trompeten durch die erste Studienklausur gefallen war. Seinen Abschluss machte er nach diesem Praxistraining mit der Note eins.

Auch im Unterricht setzt Sommer auf den verblüffenden Aha-Effekt, etwa beim Feuerwerk aus Orangenschalen und Teelichtern. Wird Orangenschale dicht vor der Kerzenflamme fest zusammengedrückt, verbrennt das herausspritzende Orangenöl mit knisternden Funken.

Seine Experimentierlust hat dem 34-Jährigen, der mit Ehefrau Friederike, Physiklehrerin an der Gemeinschaftsschule in Reinbek, und den zwei Kinder Justus und Pauline (2) in Havighorst lebt, weitere Einnahmequellen verschafft. Schon als Student der Chemie und Physik füllte er mit seinen Lern-Experimenten und Versuchsanordnungen eine Internetseite, heute vertreibt er zusammen mit seiner Frau auf der Seite

www.my kiosk.com
Wer jetzt Forscherdrang in sich spürt, kann auf