Glinde
(st).
Das historische Wachgebäude zwischen Möllner Landstraße und der Straße An der Alten Wache ist nicht mehr: Gestern machte ein Bagger das Gebäude dem Erdboden gleich. Wütende Politiker und andere Zaungäste beobachteten vormittags das Geschehen, hielten an, um ein letztes Foto zu machen. Noch reckte sich die alte Schranke, die bis Ende 2005 das etwa 36 Hektar große Bundeswehrdepot vom zivilen Rest der Stadt trennte, mahnend in den Himmel.

"Wie schade!", sagte eine 74-Jährige traurig, die seit 40 Jahren in Glinde lebt. "Meine Kinder wohnen gleich hier in der Nähe. Jetzt verschwinden alle Spuren des alten Glinde." Die Wache war ein letztes bauliches Relikt des Militärs. Denn 1937 hatte die Wehrmacht im damaligen Dorf Glinde ihr Heereszeugamt errichtet, nach dem Krieg nutzte die Bundeswehr das Gelände. Die Glinderin unterhielt sich mit Marietta Exner (SPD), die selbst seit neun Jahren Mitglied im Bauausschuss ist.

"Ich bin so sauer", sagte die Stadtvertreterin, die den städtebaulichen Vertrag und den B-Plan mitverantwortet. Nach ihrer Auffassung hätte sich die Eigentümerin, die Grundstücksentwicklungsgesellschaft Alte Wache, eine Tochter der LEG Entwicklungs GmbH, noch einmal an die Stadt wenden müssen, als es einen neuen Käufer gab. Doch Hauke Asmussen, Geschäftsführer der Alten Wache, sagt, die Stadt habe auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet.

"Den Abriss hat niemand im Bauausschuss gewollt", stellte Marietta Exner fest. Auch Bürgervorsteher Rolf Budde (CDU), der seinerzeit schon im Bauausschuss aktiv war, bedauert den Abriss sehr: "Leider war die Stadt 2005 für den städtebaulichen Vertrag wohl juristisch schlecht beraten worden. Der Vertrag soll Lücken haben. Wir haben uns wohl über den Tisch ziehen lassen. Aber jetzt ist es müßig, darüber zu jammern."

An historischen Bauten habe Glinde nicht mehr viel zu bieten, beispielsweise die Dorfstraße, die Siedlung am Oher Weg, die 1938 für das Heereszeugamt gebaut worden war, oder die Gellhornparkvilla. "Bei künftigen Bauvorhaben werden wir es besser machen", versprach Budde. Der neue Eigentümer habe nicht mit sich reden lassen. Was er auf dem etwa 1500 Quadratmeter großen Areal direkt an der Möllner Landstraße plane, sei nicht bekannt. "Von der Politik kann er kein großes Entgegenkommen erwarten", warnte Budde. In beiden Punkten sind sich die Fraktionen einig.