Von Susanne Tamm

Glinde.
Bald bleibt nur noch der Name: Das Wachgebäude mit etwa 100 Quadratmetern, das der Straße und dem gesamten Stadtviertel Alte Wache seinen Namen gibt, ist vom Abriss bedroht. Das eingeschossige Gebäude ist eingezäunt, am Zaun hängt ein Schild des Abrissunternehmens Geste, davor steht ein gelber Bagger.

Hauke Asmussen, Geschäftsführer der Grundstücksentwicklungsgesellschaft Alte Wache, bestätigt, dass das Gelände im April verkauft wurde und die Stadt auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet habe. Auch Bürgermeister Rainhard Zug versichert, dass er zurzeit mit dem neuen Eigentümer im intensiven Gespräch darüber sei, wie man das historische Gebäude erhalten könne. "Aber die Situation ist schwierig", sagt er.

Zwar sei das Gebäude seit 2005 im städtebaulichen Vertrag und auch im Bebauungsplan als einfaches Kulturdenkmal registriert. Doch seit 30. Januar 2015 gilt in Schleswig-Holstein ein neues Denkmalschutzgesetz: Die einfachen Denkmäler kommen auf den Prüfstand. Und das Wachgebäude erfüllt die Kriterien des Landesamtes für Denkmalpflege nicht mehr.

Der Anreiz für den Investor, die Wache zu erhalten, sei gering, so Zug. Mit dem B-Plan hat die Politik für das etwa 1500 Quadratmeter große Grundstück eine wesentlich höhere Baudichte als die aktuelle Bebauung ermöglicht. Jetzt droht das letzte Zeugnis des Militärdepots zu verschwinden, das in den 1930er-Jahren für die Wehrmacht gebaut und nach dem Krieg von der Bundeswehr weitergenutzt worden war, zuletzt für UNO-Blauhelmeinsätze.

Bis 2011 hatten bereits die benachbarten, größeren Stabsgebäude für Aufruhr unter den Glindern gesorgt: Eine Bürgerinitiative hatte ein Jahr vergeblich dafür gekämpft, dass sie erhalten bleiben. Im Gespräch waren eine Nutzung für Gemeinwesenarbeit, Sozialwohnungen, betreutes Wohnen sowie für ein Wohnprojekt für Familien mit behinderten Kindern.

Doch es fand sich kein Investor für die Vorhaben in den historischen Gebäuden. Somit war das Schicksal der architektonischen Zeitzeugen besiegelt: 2011 schlugen die Abrissbirnen zu. Übrig blieb das kleine Wachgebäude. Ideen, dort ein Cafe oder Jugendzentrum einzurichten, haben sich zerschlagen.

Dabei war den Glinder Politikern bereits 2012 klar, dass sie sich von zu vielen Projekten vom Wachgebäude haben ablenken lassen. "Ein Fehler", sagte Jan Schwartz (Grüne) damals und steht noch heute als zweiter stellvertretender Bürgervorsteher dazu. "Es tut mir nachträglich leid, dass wir dem städtebaulichen Vertrag zugestimmt haben. Da sind wir von der Verwaltung falsch beraten worden. Der Investor hat natürlich das Recht, sein Objekt auch zu Geld zu machen." Und hier gehe es um nichts anderes. Aber: "Mit dem Wachgebäude wird Glindes Gesicht weiter zerstört."