Von Louisa Rascher

Glinde.
Einen millionenschweren Zigarettenschmugglerring hat die Hamburger Zollfahndung in Glinde zerschlagen. Rund 50 schwer bewaffnete Einsatzkräfte des Zolls und einer Spezialeinheit haben am frühen Montagmorgen sechs Männer aus Osteuropa in einer Halle an der Berliner Straße festgenommen. Die Fahnder haben die Männer noch im Dunkeln bei der Übergabe Tausender Zigaretten hochgehen lassen. Gegen weitere Mittäter ermittelt der Zoll noch, sagt Axel Hirth vom Hamburger Zollfahndungsamt.

Demnach ermitteln die Fahnder bereits seit September vergangenen Jahres in dem Fall. "Wir sind den Schmugglern durch Hinweise aus einem anderen Verfahren auf die Spur gekommen", sagt Hirth. Und die führte nach Glinde: Über Monate beobachteten die Ermittler die Männer nahezu jeden Montagmorgen bei der Übergabe hunderttausender Zigaretten. An der Berliner Straße 12 hatten sie ihr Hauptlager, eine Halle, die der 29-jährige, aus Albanien stammende Hauptverdächtige angemietet hatte. Hier sitzen auch eine Dachdeckerei und ein Limousinenservice.

Fahnder beobachten Schmuggler seit Monaten

Den Ermittlungen nach haben zwei armenische Männer und ein polnischer Lkw-Fahrer die Zigaretten wöchentlich aus Polen nach Deutschland geschmuggelt und in Glinde an den Hauptverdächtigen übergeben. Von dort aus haben zwei weitere Männer aus Rumänien die Markenzigaretten nach Hamburg und ins Umland weiterverkauft.

Am Montagmorgen dann lauerten die Zollfahnder dem Schmugglerring auf. Unterstützt wurden sie dabei von der Spezialeinheit ZUZ ("Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll") des Zollkriminalamtes Köln, die in ganz Deutschland und sogar Europa "besonders gefährliche Einsätze der Zollfahnder" begleite, sagt Axel Hirth. Während der Warenübergabe griffen die Spezialkräfte zu. Dabei versuchten der Hauptverdächtige und ein Lieferant zu fliehen, aber auch sie konnten die Fahnder letztlich festnehmen.

Luxus-Autos, Bargeld und 676 000 Zigaretten

Den 29-jährigen Haupttäter und Mieter der Glinder Halle, die zwei armenischen Lieferanten, den polnischen Lkw-Fahrer und zwei rumänische Gehilfen haben die Einsatzkräfte vorläufig festgenommen, später aber wieder auf freien Fuß gesetzt. "Einer der Männer hat noch in den vergangenen Tagen versucht, sich ins Ausland abzusetzen", sagt Zollsprecher Axel Hirth. Dieser sitzt nun bis zum Prozess in Untersuchungshaft. Parallel zu dem Einsatz in Glinde haben weitere Zollfahnder Wohnungen in Hamburg, Barmstedt und Henstedt-Ulzburg durchsucht.

Insgesamt haben sie dabei 676 000 Stück unversteuerte Zigaretten, drei Luxus-Pkw im Wert von über 200 000 Euro und 128 000 Euro Bargeld beschlagnahmt. Der Steuerschaden der beschlagnahmten Zigaretten beläuft sich auf 160 000 Euro. "Wir gehen aber davon aus, dass die Täter bereits in den vergangenen Monaten Zigaretten im zweistelligen Millionenbereich abgesetzt haben", sagt Hirth.

Für den Hamburger Zoll ist es einer der größten Ermittlungserfolge der vergangenen Jahre, sagt Sprecher Hirth. "Natürlich entdecken wir immer wieder im Hamburger Hafen Container mit illegal eingeführten Waren. Aber da fehlen uns erst einmal noch die Hintermänner", sagt er. In Glinde habe der Zoll nun einen großen Schmugglerring zerschlagen. Die Ermittlungen dauern aber noch an: Mindestens 14 Verdächtige aus dem direkten Umfeld des Hauptverdächtigen stehen noch im Visier der Zollfahnder.