Glinde
(lr).
Mit müden Gesichtern sieht man die Mitglieder des Betriebsrates von Federal Mogul derzeit aus den Verhandlungen mit der Chefetage kommen. Seit vergangenem Freitag versuchen sie, drastische Streichungen der Zulagen von insgesamt 650 Mitarbeitern zu verhindern. Dabei, so heißt es vom Betriebsrat des Bremsbelagherstellers, ginge es um noch viel mehr als Lohnkürzungen.

Demnach wolle die Geschäftsführung des Weltkonzerns an dem Glinder Standort eine dauerhafte Einigungsstelle einrichten. "Wir befürchten, dass man dem Betriebsrat damit die Mitbestimmungsrechte entziehen will", sagte ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Zudem befürchtet der Betriebsrat, dass der Konzern infolge der Zulagenkürzungen Arbeitsschichten dünner besetzt und Pausenzeiten streicht. Das solle betriebsbedingte Kündigungen verhindern.

In einer Stellungnahme hatte der Konzern dies zum Teil bestätigt. Um die Produktivität zu steigern, befinde sich die Geschäftsleitung in Gesprächen mit dem Betriebsrat über Wege, die Personalkosten ohne den Abbau von Arbeitsplätzen zu senken, hieß es vonseiten der Geschäftsleitung. Das Glinder Werk arbeite demnach unabhängig von der aktuellen Wirtschaftslage nicht profitabel und sei nicht mehr konkurrenzfähig. Entsprechend hatte der Konzern angekündigt, die Bruttolöhne der rund 650 gewerblichen Arbeiter um bis zu 25 Prozent zu kürzen.

Nach Bekanntwerden der Pläne hatte der Betriebsrat der Geschäftsleitung angeboten, auf geplante Tariferhöhungen zu verzichten, doch dies reiche der Geschäftsführung nicht. "Die wollen jetzt auch unser Weihnachtsgeld streichen", sagte ein Betriebsratsmitglied.

Gibt es keine Einigung, drohe die Geschäftsleitung nach Aussagen des Betriebsrats, die angekündigten Lohnkürzungen - über die eigentlich noch verhandelt werden soll - zum 1. Juli durchzusetzen.