Von Kerstin Völling

Glinde.
Mit 80 Besuchern hatte die Verwaltung gerechnet. Doch es fanden sich nur 50 Gäste im Festsaal des Bürgerhauses ein. Dass die Fortsetzung der städtischen Info-Offensive "Wohnpark Altes Gleisdreieck" dennoch drei Stunden dauerte, zeigte einmal mehr, dass sich die Fronten zwischen Stadt und Politik auf der einen sowie den Anwohnern auf der anderen Seite zunehmend verhärten. Bissige Bemerkungen aus dem Publikum bestimmten den Abend.

Bürgermeister Rainhard Zug und die Experten um Ingenieur Peter Scharlibbe stellten den Zuschauern die aktuellen Planungen für das Neubaugebiet vor. Demnach entstehen an der Einmündung Am Sportplatz/Möllner Landstraße sechs Baufelder mit vier- und dreigeschossigen Häusern. Die höheren Gebäude werden im südlichen Teil des Baugebietes an der Möllner Landstraße platziert. Zum Schrödersweg hin erfolgt die kleinteiligere Bebauung. Für die 153 Wohneinheiten - davon 60 Prozent öffentlich gefördert - sind 122 Parkplätze in der Mitte des Baugebietes geplant, wobei es eine Ausfahrt gegenüber der Einmündung Am Sportplatz/Groothegen geben wird. Für das Bauprojekt werden 33 000 Kubikmeter Boden ausgebaggert.

Eine weitere Neuerung: Im Norden und teils im Osten des 2,1 Hektar großen Areals werden 2,50 Meter hohe Schallschutzwände errichtet. Trotzdem wird sich die Lärmbelastung nach Fertigstellung des neuen Wohngebietes um rund einen Dezibel erhöhen. "Das liegt im Rahmen der Grenzwerte, ist vom menschlichen Gehör nicht wahrnehmbar und muss somit hingenommen werden", erklärte ein Schallschutzexperte .

Landschaftsarchitekt Hans-Rainer Bielfeldt versicherte, dass für den Wald, der dem Bauvorhaben zum Opfer fallen wird, zwei Ausgleichsflächen aufgeforstet und im Grünstreifen westlich der Neubauten Unterkünfte für Fledermäuse installiert würden. "Ich schätze, dass im September oder Oktober die Abholzungen beginnen", sagte er.

Das alles schmeckte den Anwohnern nicht. "Wir wollen keine Wildparkerei in der Straße 'Am Sportplatz' haben", sagte Michael Riedinger von der Bürgerinitiative, die sich gegen den Bau des Wohnparks wehrt. 28 Parkplätze gegenüber den ursprünglichen Planungen fehlten nun, da sei das Chaos vorprogrammiert, zumal an der engen Straße ein höheres Verkehrsaufkommen zu erwarten sei. Bürgermeister Rainhard Zug räumte ein, dass die Schaffung neuer Parkplätze am Geldmangel scheitern werde. "Ich gehe aber davon aus, dass sich bei geförderten Wohnungen nicht jeder ein Auto leisten kann", sagte er.

Auch die zusätzliche Lärmbelästigung durch das Neubaugebiet sorgte für Aufreger. "Wir liegen jetzt schon mehr als sieben Dezibel über den Richtwerten. Interessiert das eigentlich niemanden?", wollte ein Anwohner wissen. Ein Lärmschutzexperte erwiderte, dass die Gesundheitsgefährdung erst bei einem dauerhaften Geräuschpegel von 70 Dezibel beginne. "Da liegt ihr Wohngebiet mit rund 56 Dezibel noch deutlich darunter", erklärte er.

Bürgermeister Zug betonte, dass er sein "Ja" für das Wohnbaugebiet Gleisdreieck nicht bereue. "Ich weiß wie verzweifelt Menschen in Glinde eine Wohnung suchen, die sich kein Haus und keine Eigentumswohnung leisten können", sagte er. Entschieden und verärgert wies Zug den Vorwurf der Bürgerinitiative zurück, er habe das Grundstück für einen Spottpreis "verscherbelt".

Die Baupläne können Bürger bis zum 13. Juli in der Stadtverwaltung (Markt 1), im Foyer des Rathauses, 2. Obergeschoss, während der Sprechzeiten einsehen.