Von Denise Ariaane Funke

Glinde.
Dennis liebt es ordentlich. Sein Zimmer ist blitzblank. Eine Tagesdecke ist akkurat auf seinem Bett ausgebreitet. In einer Schale liegt frisches Obst und auch auf den bunten Gläsern in seiner Vitrine ist kein Staubkörnchen zu sehen. Kaum vorstellbar, dass das Zimmer des 26-Jährigen zu der Obdachlosenunterkunft Togohof gehört. Dort, wo die hygienischen Zustände vor wenigen Monaten selbst Hartgesottene hinaustrieben. Die Böden starrten vor Dreck. In den Waschbecken hatte sich ein zäher brauner Schmutzfilm festgesetzt. Die Bewohner selbst haben mit Gewaltausbrüchen für Schlagzeilen gesorgt. Es scheint, als gehöre das endgültig der Vergangenheit an.

Verantwortlich dafür ist Wiebke Dunker. Die Sozialpädagogin der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit kümmert sich seit vergangenem Jahr um den Togohof und seine Bewohner. Jetzt hat sie einen Putztag ins Leben gerufen - der zeigt schon Wirkung. "Es gab früher zwei Bewohner, die immer viele Fremde mitgebracht hatten. Die haben nächtelang Gelage veranstaltet und ihren Müll einfach liegen gelassen", berichtet ein Bewohner. "Seit die Störenfriede nicht mehr da sind, ist hier alles besser geworden. Polizei und die Feuerwehr waren seit dem nicht mehr bei uns und alles ist sauber und ordentlich." Wiebke Dunker hat Anfang des Jahres zunächst eine Reinigungsfirma zur Grundreinigung bestellt und nach den Ostertagen einen Putztag für die Bewohner eingeführt. Im Togohof leben derzeit acht obdachlose Menschen, darunter zwei Frauen.

Jeden Montag kommt Wiebke Dunker mit Einweghandschuhen, Putzmitteln und Eimern unter den Armen in die Unterkunft und trommelt alle zusammen. Dann fragt sie, wer welche Aufgabe übernehmen will. "Ich übernehme die Toilettenreinigung", sagt ein 51-jähriger Bewohner ohne zu Zögern. Feudel und Schrubber werden verteilt und jeder macht sich an seine Arbeit. "Ich freue mich unheimlich, dass der Putztag so gut angenommen wird. Als ich die Idee hatte, habe ich befürchtet, dass vielleicht keiner mitmachen würde", sagt Dunker.

Im Treppenhaus duftet es inzwischen angenehm nach Vanille und Blumen. Eine Bewohnerin sorgt für den weiblichen Touch: Sie hat die Böden gefeudelt und ein Raumspray versprüht. Dennis Lönz (26) ist zwar gerade erst von der Arbeit heimgekehrt, bei der Putzaktion macht er dennoch gern mit. "Meine Pizza kann ich mir ja später noch machen", sagt der angehende Zimmermann und scheuert den Elektroherd. Toiletten und Duschen strahlen schon sauber.

Sozialpädagogin Dunker ist aber nicht nur zum Putzen da. Sie hat ein offenes Ohr für die Probleme der Bewohner, hilft ihnen bei amtlichen Schreiben. Viele begleitet sie außerdem bei Behördengängen und hilft, Ordnung in ihren "Papierkram" zu bringen. "Als ich hier anfing, hatte die Hälfte der Bewohner keine Kranken- und Grundversicherung. Einige wurden aus ihren ehemaligen Wohnungen zwangsgeräumt und hatten gar keine Papiere mehr", erinnert sich Dunker. Nun ist alles anders: Jeder ist versichert und kann zum Arzt gehen.

Doch auch wenn im Togohof Ruhe eingekehrt und es mittlerweile sauber ist - der Togohof bleibt eine Obdachlosenunterkunft. Die meisten Bewohner haben den Wunsch nach eigenen vier Wänden. "Es wäre schön ein eigenes Bad zu haben", sagt ein Bewohner, der schon seit elf Jahren hier lebt.