Von Carsten Neff und Susanne Tamm

Havighorst.
Die Reitställe in Stormarn sind alarmiert: "Achtung: Sattelmafia in Stormarn", postete Bernd Carstens (47), Besitzer des gleichnamigen Reitstalls an der Stormarnstraße zwischen Havighorst und Oststeinbek, jetzt auf Facebook. Nachdem bei ihm im September 2014 und jüngst bei weiteren Ställen im Kreis in Sattelkammern eingebrochen und die wertvolle Leder-Ausrüstung gestohlen wurde, wollen die Reiter nicht ein zweites Mal Opfer solcher Einbrüche im großen Stil werden.

Diese Angst scheint nicht unbegründet: Denn Anika Nossol (35), deren Schimmel-Wallach "Lütti" bei Carstens im Stall steht, will am Sonntag eine Täterin beim Ausbaldowern der Anlage ertappt haben. Die mit osteuropäischem Akzent sprechende, blonde Fremde hatte sich zwar nach einer freien Pferdebox erkundigt. Doch für eine Reiterin wirkte sie laut Anika Nossol zu unsportlich. Das schien ihr verdächtig. Ihren schwarzen 3er BMW mit ausländischem Kennzeichen hatte die vermeintliche Pferdebesitzerin etwas abseits geparkt. Ebenfalls auffällig: Ein solches Auto wurde als Fluchtwagen beim letzten Einbruch gesehen.

Nun sind die Reiter im Stall gewarnt: "Ein zweiter Einbruch würde sich für die Täter erst recht lohnen. Denn sie wissen, dass alle Mieter sich im Herbst neue Sättel kaufen mussten", stellt Bernd Carstens verärgert fest. Es seien zwar nicht seine Sättel, die gestohlen wurden. Doch selbstverständlich wolle er, dass seine Kunden sich in seinem Stall wohl fühlen. Deshalb lässt er jetzt eine Alarmanlage installieren. Außerdem hat er die Polizei informiert, die nun vermehrt Streife fährt. "Viele meiner Reiter nehmen ihre Sättel jetzt sogar mit nach Hause", erzählt er. Immerhin koste so ein hochwertiger Reitsattel etwa 3000 Euro. Zudem hätten sie nicht nur bis zu acht Wochen Lieferzeit, sie müssten auch noch "eingeritten", das heißt dem Pferderücken optimal angepasst werden. Ein Sattel-Wechsel könne einem Turnierreiter schon die Saison verderben.

Im September erbeuteten die Täter Ledersättel im Wert von etwa 30 000 Euro. Sie kannten sich aus: Die Diebe parkten östlich des Stalls in der Feldmark, brachen die Sattelkammern und sämtliche Vorhängeschlösser der Metallschränke auf und transportierten ihre Beute mit einer Schubkarre zum Fluchtwagen.

Nach ähnlichem Muster gingen die Täter laut Kriminalpolizei auch in der Nacht zum 15. Mai im Reitstall Pein in Willinghusen sowie zum 23. Mai im Barghof in Ahrensfelde vor. Die Täter erbeuteten jeweils Sättel im fünfstelligen Euro-Bereich. Carstens weiß zudem von einem Einbruch in Rahlstedt. Während er von organisierten Profis spricht, tut sich die Polizei schwer damit: "Da wir bislang keinen konkreten Verdacht haben, wäre es auch vorschnell, hier von einer organisierten Bande zu sprechen", sagt Andreas Dirscherl, Sprecher der Polizeidirektion Ratzeburg.