Von Barbara Moszczynski

Oststeinbek.
Als Marika Sachse Mitte Mai aus einem Brief der Gemeinde erfuhr, dass die Arbeiterwohlfahrt (Awo) die Räume der einstigen DRK-Sozialstation an der Möllner Landstraße wieder nutzen kann, war ihre Freude groß. "Das war eine harte Zeit seit Januar. Alles neu zu organisieren, hat viel Kraft gekostet." Denn im Dezember 2014 hatte das DRK-Stormarn der Awo (176 Mitglieder) die Räume gekündigt und für deren zuvor unentgeltliche Nutzung ab Januar 2015 eine Monatsmiete von 1700 Euro verlangt. Hintergrund war ein Streit mit der Gemeinde über die Nutzung der Begegnungsstätte. Er endete schließlich mit dem Kauf des Gebäudes durch Oststeinbek (wir berichteten).

Sachse hatte entrüstet abgelehnt. "Unsere Angebote sind kostenfrei, der Monatsbeitrag beginnt bei drei Euro, das konnten wir uns nicht leisten." Zum Glück öffnete die Gemeinde in dieser Zeit den Vereinen ihr Bürgerhaus. So konnten sich dort die Seniorengruppen wöchentlich treffen oder der Autor Waldemar Paulsen seine "Geschichten aus der Davidwache" lesen. "Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde klappt wirklich", lobt Sachse. Für den Vorstand, in dem derzeit außer ihr noch Inge Pfänder, Susanne Gottschalk und Rita Dollase aktiv sind, ist das Ehrenamt trotzdem fast ein Fulltimejob. "Wir brauchen dringend mehr Mitstreiter für unsere Internetseite, Öffentlichkeitsarbeit sowie den Festausschuss", sagt die selbstständige Gesundheitsberaterin. Viel Zeit für ihre Familie bleibt derzeit nicht, Mann und Söhne werden für die Awo gar mit eingespannt. Die 47-Jährige steht für frischen Wind in der Awo.

Sie übernahm das Ruder in schwerer Zeit. Vor drei Jahren waren sechs der neun Vorstandsmitglieder im Streit zurückgetreten. Dem Ortsverein, mit damals 200 Mitgliedern, drohte die Auflösung. Bis Ende 2012 wurde die Awo vor Ort deshalb von einer hauptamtlichen Kraft des Kreisverbands unterstützt.

Damals trat Sachse in die Awo ein. "Ich wurde von Senioren beim Gassigehen angesprochen und nach einem halben Jahr Vorsitzende", erzählt sie. Ihr Vize, der ihre Bedenken, ob sie das Amt mit Beruf und Familie vereinbaren könne, mit einem "ich halte dir den Rücken frei" wegwischte, war kurz darauf schon nicht mehr dabei. Doch die Herausforderung reizte sie, und ihre "Awo-Familie" ist ihr ans Herz gewachsen. "Für viele ist der soziale Kontakt durch uns so wichtig", stellt Sachse fest.

60 Prozent der Mitglieder sind Senioren, 40 Prozent sind jünger als 60 Jahre. Das Programm spiegelt das noch nicht wider. Wöchentlich gibt es den Senioren-Treff und den Spielkreis. Zweimal im Monat trifft sich die Kegelgruppe, außerdem wird regelmäßig Platt geschnackt. Ganz wichtig: die Ausfahrten mit Bus, Bahn, Schiff und die Bingo-Spiele sowie die Feste mit Live-Musik. Auch Besuche für Kranke oder Infos über Mütter-Kind-Kuren gehören dazu. Durch den Auszug des Stormarner DRK sind im einstigen Pflegetrakt nun Räume frei. Einen würde Sachse gern nutzen, etwa für Mutter-Kind-Gruppen am Nachmittag, für einen Schach- und einen Malkursus. "Dann könnten wir auch Senioren beraten. Wir möchten zudem mehr Jüngere gewinnen. Wer etwas Neues anstoßen will, ist willkommen."

Die Rückkehr in die Begegnungsstätte wird am 30. Juni ab 15 Uhr mit einem Grillfest gefeiert. Anmeldung unter Telefon (040) 693 36 46.