Oststeinbek
(mos).
Jessica Schäfers Arbeitstag als Laborleiterin beginnt um halb sieben und endet um 14 Uhr. Weil auch ihr Mann beruflich viel unterwegs ist, wird Nesthäkchen Emil (6), der im August in die Schule kommt, ganztags betreut. Seit drei Wochen ist der Balanceakt zwischen Arbeit und Familie für die Schäfers, die noch zwei Kinder im Alter von 11 und 18 Jahren haben, kaum noch zu wuppen, denn in der gemeindlichen Kita Gerberstraße (120 Kinder) und im Hort (90 Plätze) wird gestreikt.

Deshalb demonstrierte Schäfer gestern mit rund siebzig anderen Familien vor dem Oststeinbeker Rathaus und übergab anschließend 100 Unterschriften an Bürgermeister Jürgen Hettwer. Die Gemeinde solle auf die Forderungen der Gewerkschaft eingehen, fordern die Eltern. "Wir wollen lieber heute als morgen wieder zur Arbeit, das ist auch für uns eine sehr emotionale Zeit", betonte Erzieherin Stefanie Wilder. "Am meisten ärgert mich, dass sich nicht an einen Tisch gesetzt wird", sagte Maja Fiß. "Es wird Zeit, dass jemand merkt, wie groß der Druck bei uns Eltern ist."

Die Eltern kritisieren außerdem, dass die Gemeinde ihre Kassen auf Kosten der Eltern saniert. Denn die müssten nicht nur die Kinderbetreuung täglich neu organisieren, sondern auch doppelt bezahlen. Zum Stress käme so oft auch finanzielle Not. Vom Bürgermeister, der die Gehälter der streikenden Erzieher einbehalten hat, forderten Eltern per Brief bereits ihre Kita-Beiträge zurück.

Der sagt: "Eine Rückerstattung ist in der Satzung für die Kitagebühren nicht vorgesehen." Bereichern würde sich die Gemeinde nicht, "wir zahlen ja ohnehin mehr als die Hälfte der Betreuungskosten, die Eltern tragen 37,5 Prozent". Die Beiträge für die Ganztags- und die Krippenkinder wurden im jüngsten Sozialausschuss indes gerade erhöht, weil die Kosten durch die neue Kita Meessen gestiegen sind.

Lichtstreif am Horizont: Für eine Rückerstattung bedarf es eines politischen Beschlusses. Das werde man im Hauptausschuss am 15. Juni angehen, versprach Hettwer. Die Gemeinde habe Verständnis für die Erzieher und bemühe sich zu helfen. So gebe es eine Notgruppe, und Eltern könnten Kitaräume für eine selbst organisierte Betreuung nutzen.