Glinde
(st).
Die Bürger stärker an politischen Entscheidungen beteiligen - das war vor 20 Jahren der Wunsch des damaligen Bürgermeisters Hans-Peter Busch. Dies traf sich wunderbar mit Joachim Raths Idee, die Arbeit der Vereine in der Stadt stärker zu verbinden, sowie mit Bernd Hövelmanns Ziel für die Gewerbevereinigung, mehr Standortmarketing zu betreiben. Deshalb lud Hans-Peter Busch 85 Glinder Persönlichkeiten zu einem Workshop ein.

Der wurde ein Riesenerfolg und die Geburtsstunde des Stadtmarketings Glinde. "Es kamen 72 Glinder", erzählt der Vereinsgründer und heutige Sprecher Hans-Peter Busch (67) und noch immer klingt ein erfreutes Staunen durch und auch etwas Stolz. Denn der Verein feiert mit geladenen Gästen an diesem Wochenende seinen 20. Geburtstag.

Unter dem Motto "Bürger für ihre Stadt" fanden sich schon damals Interessenten für die heute noch bestehenden vier Arbeitsgruppen zusammen: Da geht es um Stadtplanung, PR, Wirtschaft und Soziales sowie um Kultur, Freizeit und Sport. Die Ergebnisse dieser Gruppe stehen heute in der Öffentlichkeit für die Arbeit des Vereins. Denn er organisiert beispielsweise den Bauernmarkt am Pfingstmontag, das Familienfest Glinder Fischzug und auch die Jazztage. Besonders der Fischzug ist beliebt, weil es dort viele kostenlose Spiele für die jüngsten Glinder gibt, die dabei noch kleine Gewinne mit nach Hause bringen können. "Diese Veranstaltungen sind nur möglich durch eine Reihe treuer Sponsoren", sagt Hans-Peter Busch. Allein die Jazz-Tage würden etwa 11 000 Euro kosten.

Für diese Gruppe gilt ebenso wie für alle anderen: "Jeder der mitmachen will, ist willkommen. Es muss kein Vereinsmitglied sein", erklärt der Vorsitzende Hans-Peter Breiholz (71). Das sei bereits Gründungsgedanke gewesen. "Es soll sich niemand zur Bürgerbeteiligung gezwungen fühlen", sagt Breiholz. Das Stadtmarketing hat 70 Aktive, 50 davon sind Vereinsmitglieder.

Auch die Schilder an den Ortseingängen, an denen Heiko Reimer und Jürgen Richter regelmäßig die Ankündigungen für die Veranstaltungen in der Stadt austauschen, sind ein Projekt des Stadtmarketings.

Allerdings ist die Gestaltung der Stadt durchaus kommunalpolitisch gedacht: "Die erste Planung für das ehemalige Bundeswehrdepot, das heutige Neubaugebiet Alte Wache, stammte von Bürgern des Stadtmarketings", erzählt Hans-Peter Busch. Denn 1995 habe er noch als Bürgermeister die Zusage vom Bund erhalten, dass es 2005 geschlossen werde. Von den Stadtvertretern sei das Engagement der Bürger durchaus skeptisch gesehen worden. "Aber wir müssen uns das Wissen der Bürger doch zunutze machen", sagt Hans-Peter Busch noch heute überzeugt." Aus der AG Stadtgestaltung seien etwa 60 Vorschläge gekommen, die er teilweise in den Bauausschuss eingespeist habe. "Das war eine richtige Ideenschmiede vom Abbau der Betonkübel bis zur Fassadenbegrünung", stellt er fest.

Trotz der Erfolge hat auch das Stadtmarketing mit schwindenden Aktiven zu kämpfen. "Vielleicht liegt es daran, dass wir zwar viel für unsere Stadt, aber wenig für unsere Mitglieder tun", sagt Hans-Peter Breiholz. Für die Zukunft des Vereins wünschen sich beide, dass ihm die Glinder gewogen bleiben und die Politiker erkennen, welches Potenzial in ihrer Stadt brachliegt.