Von Kerstin Völling

Havighorst.
"Sparen, sparen, sparen" - diese Devise gab Bürgermeister Jürgen Hettwer bei seinem Amtseintritt unmissverständlich aus. Nun findet "Küchenmeister Schmalhans" vielleicht in Havighorst sein erstes Opfer: Der Ortsbeirat empfiehlt mit großer Mehrheit, die Bücherei mit der Oststeinbeker zusammenzulegen. Lediglich die Oststeinbeker Wählergemeinschaft (OWG) stimmte dagegen. Die Verwaltung wird auf Wunsch der Lokalpolitiker prüfen, inwieweit sich ein wöchentlicher Bringservice für die Havighorster lohnt.

Leicht fiel den Fraktionen die Entscheidung nicht. "Ich habe die Bücherei während meiner Kindheit genutzt", sagte etwa Christian Höft (SPD) wehmütig. Doch Hettwers Argumenten konnten sich die meisten nicht verschließen: "Mit der Zusammenlegung könnten wir etwa die Betriebskosten für die Liegenschaft an der Dorfstraße 51 einsparen. Auch Personalkosten würden sich deutlich reduzieren", so der Bürgermeister. Zwar sei nicht geplant, Mitarbeiter zu entlassen. "Aber wir könnten Unterstützung im Rathaus gut gebrauchen und die Havighorster bei einer Ausweitung der Öffnungszeiten in der Bücherei Oststeinbek einsetzen." Langfristig reduziere man so die Personalkosten um 12 000 Euro im Jahr. "Das ist im Verhältnis zu anderen Posten nicht viel", räumte Hettwer ein. "Aber die ständige Frage 'Wo anfangen?' wäre damit beantwortet."

Hans Joachim Winter (CDU) zeigte Verständnis für Hettwer: "Es ist nicht mehr zeitgemäß, im Umkreis von zwei Kilometern zwei Büchereien - und das auch noch innerhalb einer Gemeinde - zu unterhalten, zumal in Havighorst die Ausleihzahlen sinken", sagte er. Rechne man die Verlängerungen ab, so betrügen die Ausleihzahlen für das Jahr 2014 in Havighorst gerade mal knapp 3000. Das seien etwa 20 Prozent von den Ausleihungen in ganz Oststeinbek. Laut Statistik der Verwaltung sei die Zahl der Ausleihen in Oststeinbek von 2012 bis 2013 um fast 7000 gestiegen, in Havighorst im gleichen Zeitraum hingegen um mehr als 80 zurückgegangen. "Das sagt viel aus. Wir müssen aber auch an die Menschen denken, die nicht so mobil sind", sagte Winter. "Ich plädiere daher für einen wöchentlichen Bringservice, der sicherstellt, dass den Havighorstern Bücher gebracht werden."

Höft argumentierte ähnlich: "Das Angebot der Havighorster Bücherei kann mit dem der Bücherei in Oststeinbek nicht mithalten, gerade was Neue Medien wie DVDs oder Computerspiele betrifft", sagte er. Eine kleine Bücherei sei in heutigen Zeiten nur "Liebhaberei". "Uns ist aber wichtig, dass die freiwerdenden Räume von Vereinen und der Volkshochschule genutzt werden können", so Höft.

Uwe Lange (OWG) argumentierte in eine andere Richtung. "Sicherlich kann man betriebswirtschaftlich denken. Aber wo bleibt der Mensch?", fragte er. Lesen könne schließlich jeder. "Ein Angebot wie eine Bücherei muss heutzutage nicht mehr von Fachkräften geleitet werden. Ehrenamtliche tun das auch. Wir müssen über neue Finanzierungskonzepte nachdenken." Doch Langes Argumente fanden kein Gehör.

Einig wurden die Lokalpolitiker erst wieder, als es um den Bringservice ging. Wenn schon keine Bücherei mehr, dann solle, wenn möglich und rentabel, doch eine "Notversorgung" her. Was nach der Büchereizusammenlegung aus den freiwerdenden Räumen wird, wollen die Fraktionen erst noch einmal besprechen. Denn Hettwer mahnte: "Nur wenn die Gemeinde die Räume vermietet, kann sie letztlich auch sparen."