Von Susanne Tamm

Glinde
. Knapp zwei Jahre ist es her, dass die Obdachlosenunterkunft "Togohof" Schlagzeilen machte: unhaltbare hygienische Zustände, Vorfälle von Gewalt und Streit. Das ist nun Vergangenheit. Denn seit Februar 2014 haben die Bewohner eine feste Ansprechpartnerin, die jeden Montag eine ambulante Betreuung im Haus bietet: die Sozialpädagogin Wiebke Dunker. Die 38-Jährige berichtete in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses über ihre Arbeit.

"Nach einem heftigen Herbst, kann man jetzt sagen, dass ein bisschen Ruhe im Togohof eingekehrt ist", resümierte die Mitarbeiterin der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS). Sie bietet für die Bewohner Beratung bei allen organisatorischen Belangen. So haben mittlerweile alle Bewohner, zwei Frauen und fünf Männer, wieder ein Einkommen. Meist geht es um Sozialhilfe (ALG 2). Das habe einerseits zur Folge, dass alle nach Jahren wieder krankenversichert seien, andererseits, dass sie die Nutzungsgebühr für ihre Unterkunft an die Stadt zahlen können. Sie begleitet die Wohnungslosen zudem zu Ämtern und Ärzten.

Außerdem hat Dunker dafür gesorgt, dass Bewohner, die sich nicht mehr um ihre Belange kümmern können, nun gesetzliche Betreuer haben. Drei Wohnungslose leben inzwischen in Einrichtungen, wo sie passend zu ihren Schwierigkeiten besser betreut werden, beispielsweise in einem Pflegeheim oder in sozialtherapeutischen Einrichtungen. Zwei einstigen Bewohnern konnte sie helfen, ein eigenes Zuhause zu finden. Vor allem aber sei es auch gelungen, Zwangsräumungen und Wohnungslosigkeit bei Glindern zu verhindern.

Der Anfang sei nicht leicht gewesen, sagt Wiebke Dunker. Unterstützt wird sie von der Ehrenamtlichen Verena Tunn. "Sie hat mir anfangs die Menschen herangeholt, die sie bereits kannte." Tunn bestätigt das: "Ein Vertrauensverhältnis braucht Zeit zu wachsen. Jetzt ist das sehr schön." Sie und Wiebke Dunker hätten sogar schon Blumen von den Bewohnern bekommen. Bei einem Todesfall im April hätten Bewohner sie angerufen, erzählt Dunker, und Trost gesucht. "Wir hatten eine kleine Feier, zu der auch Angehörige kamen", erzählt sie. "Alle waren berührt und es war eine schöne Stimmung."

Ein großer Schritt sei auch eine gemeinsame Putzaktion gewesen. "Das war eine gute Idee", stellt sie fest. "Nach einer Grundreinigung wurden Putzmittel bereitgestellt und wir putzen jetzt montags gemeinsam mit den Bewohnern die Gemeinschaftsräume. Das klappt tatsächlich. Wir erreichen nicht alle, aber viele freuen sich darüber." Christoph Schmidt, Leiter der SVS-Sucht- und Drogenberatung, stellte fest: "Als Träger waren wir zuerst skeptisch, aber inzwischen sind wir von dem Modell überzeugt. Im Vergleich mit anderen Kommunen sind wir in Glinde schon ganz schön weit." Die Stadt Glinde investiert pro Jahr 5500 Euro in die ambulante Betreuung. Amtsleiter Bernd Mahns schlug vor, über eine Ausweitung des Projekts beispielsweise für wohnungslose Familien nachzudenken.