Glinde
(st).
Am Donnerstag geht es mit den Planungsvorhaben für das umstrittene Wohnprojekt Altes Gleisdreieck weiter: Ab 19 Uhr befassen sich die Mitglieder des Bauausschusses mit der Änderung des Flächennutzungsplans sowie mit dem Auslegungsbeschluss des Bebauungsplans. Das Unternehmen Semmelhaack will 153 neue Wohnungen in sieben Gebäuden auf 2,1 Hektar errichten, 60 Prozent davon werden öffentlich gefördert. Mittlerweile hat sich das Projekt allerdings um ein Dreivierteljahr verzögert.

Die Bürgerinitiative aus Anwohnern, die gegen die Wohnungen kämpft, sieht das mit Genugtuung. Sie will das Projekt verhindern, weil sie die dortige Brachfläche gern als Naherholungsgebiet erhalten würde. Da sich das als schwierig erweist, versucht sie zumindest, die Realisierung zu verzögern. Die Anwohner interpretieren den jetzt angekündigten Verfahrenswechsel der Bauleitplanung als Fehlereingeständnis.

"Wir sind ein Dreivierteljahr hinter der Zeit, weil der Umfang und die Komplexität ständig zugenommen haben", hält Bürgermeister Rainhard Zug dagegen. "Das liegt einerseits an den Probebohrungen, die zweimal wegen gestohlener Markierungen wiederholt werden mussten. Andererseits aber auch daran, dass nicht über die Kanalisation entwässert werden kann. Das Regenwasser muss stattdessen auf dem Grundstück versickern, wofür sogar noch ein Rückhaltebecken nötig ist." Auch die Parkplätze und die Erschließung über die Straße Am Sportplatz brauchten einen zweiten Anlauf: Die Stellflächen mussten neu geplant werden, weil die Förderung an einen Schlüssel von 0,7 geknüpft ist, und ein einfacher Linksabbieger wird nun durch einen Kreisel ersetzt.

Jetzt wechselt die Stadt vom bisherigen beschleunigten zum regulären Bauleitverfahren. Die Bürgerinitiative interpretiert das als Scheitern des beschleunigten Verfahrens. "Wir sehen uns darin bestätigt, dass die Stadt jetzt zum ordnungsgemäßen Verfahren übergehen muss", sagt BI-Sprecher Michael Riedinger.

Bürgermeister Zug hingegen sagt: "Wir haben die Umweltbelange von vornherein wie in einem regulären Verfahren berücksichtigt." Deshalb und wegen der Verzögerung könne man nun zum längeren, regulären Vorgehen zurückkehren. Das beschleunigte Verfahren mache keinen Sinn mehr, zumal die Förderungsmittel reserviert seien. Diese waren zunächst an Fristen gebunden, die Kiel aber aufgehoben habe. Die Änderung des Flächennutzungsplans sei Formsache.

"Wir sehen uns darin bestätigt, dass die Stadt jetzt zum ordnungsgemäßen Verfahren übergehen muss." Michael Riedinger, Sprecher BI Altes Gleisdreieck