Von Susanne Tamm

Glinde.
Der öffentliche Personennahverkehr musste am Dienstagabend mit dem Fußball der Bayern konkurrieren. Trotzdem kamen noch etwa 100 Interessierte ins Bürgerhaus, um sich über den künftigen Nahverkehr zu informieren sowie ihre Kritik und ihre Anregungen zum Busfahrplan loszuwerden.

Hintergrund: Der Kreis Stormarn bereitet zurzeit eine europaweite Ausschreibung für das Busliniennetz Glinde und Reinbek für den Zeitraum 2016 bis 2026 vor. "Betroffen sind etwa 20 Buslinien und etwa 30 Fahrzeuge. "Unser Planungskalender, in dem wir alle Ideen aufnehmen, wächst Monat für Monat", erklärte Björn Schönefeld, in der Kreisverwaltung zuständig für den ÖPNV. "Der Inhalt wird ständig geprüft und bewertet." Eine Idee nannte er sofort: "Wir wollen den Oher Weg mit bedienen."

Lukas Kilian (CDU), Vorsitzender des Kreisverkehrsausschusses und selbst bekennender "Busfahrer", mahnte noch einmal, dass der ÖPNV nicht zum Nulltarif zu haben sei. "Auch wenn Bürgermeister Rainhard Zug anderer Meinung ist - Glinde wird tiefer in die Tasche greifen müssen", sagt Kilian. "Das nur, damit sie wissen: Es geht hier nicht um 'wünsch Dir was'."

Glindes Fahrgäste hatten allerdings als Kunden, die für ihre Fahrten bereits bezahlen, eine andere Sicht der Dinge. Vielen war neu, dass der Kreis noch zusätzlich für diese Leistungen zahlen muss, da er für die Grundversorgung zuständig ist. Sie bewegt eher, dass Busse wie der 133er während der Hauptverkehrszeiten bereits jetzt so überfüllt sind, dass sie an Haltestellen vorbeifahren müssen, ohne die Wartenden mitzunehmen: "Es ist ganz schlimm", sagte eine Reinbekerin, die täglich den 133er für den Weg zur Arbeit nutzt. "Mittlerweile fühlt man sich dort wie auf einem Viehtransport." Die Plätze reichten einfach nicht aus, die Passagiere müssten dicht gedrängt stehen. "Älteren Menschen kann ich meinen Sitzplatz nicht mehr anbieten, weil sie ihn nicht mehr erreichen", sagte die VHH-Kundin.

Björn Schönefeld bedauerte die wenigen Sitzplätze, führte das aber auch auf die vorgeschriebenen zwei Plätze für Rollstühle zurück. Das traf im Plenum allerdings auf ebenso wenig Verständnis wie der Einwand von Gerald Kruse vom Hamburger Verkehrs Verbund (HVV), die Busse würden vom Werk auf wenige Sitzplätze "optimiert".

Lukas Kilian wies darauf hin, dass es helfe, wenn der Busfahrer eine Besetzt-Meldung an die Zentrale absetze. Denn dies würde sich auch in der Statistik niederschlagen. Das wurde prompt mit dem Einwand quittiert: "Wenn man im Bus nicht umfallen kann, kann man auch dem Fahrer nichts mehr mitteilen." Eine Glinderin bestätigte das: "Der Busfahrer ist am Ende. Der kann nicht einmal mehr die Karten kontrollieren. Der brüllt nur durchrücken, wenn es gar nicht mehr geht."

Für Peter Michael Geierhaas (SPD) steht fest: "Wir dürfen nicht vom Status quo ausgehen, wenn die Busse schon überfüllt sind." Schönefeld beruhigt: "Wir werden sicher noch vor der Ausschreibung auf das Verkehrsunternehmen zugehen."

Weitere Anregungen bezogen sich auf die Stärkung des Oher Weges, auf eine Stadtlinie sowie auf eine weitere Haltestelle für den heutigen 137er am Mühlenweg. Alles wurde in den Planungskalender aufgenommen. Lukas Kilian rief die Bürger dazu auf, sich mit Kritik weiter an die Kreispolitiker zu wenden.