Glinde
(st).
Die geplanten Umbauten an der katholischen Kirche "Zu den Heiligen Engeln" erregt jetzt Missfallen im Kreis der Denkmalpflege. Dr. Johannes Spallek, einstiger Kreiskulturreferent und Kreisarchivleiter Stormarns, mahnt in einem offenen Brief einen respektvollen denkmalpflegerischen Umgang mit der Kirche an. "Dieses Kleinod in Schleswig-Holstein sollte nicht seinen einmaligen Charakter als Notkirche der Nachkriegszeit verlieren", heißt es in dem Schreiben des Kunsthistorikers, der in Glinde aufgewachsen ist.

Die katholische Kirche stehe für die Integration von Flüchtlingen in der von Not geprägten Nachkriegszeit und für einen engagierten christlichen Neubeginn nach der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. Er erläutert in seinem Brief, dass das Glinder Bauwerk 1948 als "Notkirche" geplant war, als einfaches, auf das Wesentliche reduzierte Kirchengebäude. Charakteristisch für diese Kirchen sei eine selbsttragende Dachkonstruktion mit vorgefertigten Holzteilen, damit die Gemeindemitglieder vor Ort selbst mit anpacken konnten.

Genauso sei es auch in Glinde gewesen, bestätigt Rudolf Zahn, Vorsitzender des Fördervereins für den Umbau. Er bleibt jedoch trotz Kritik gelassen: "Wir sind uns der baulichen Bedeutung durchaus bewusst. Gerade weil es heute noch Gemeindemitglieder gibt, die damals unsere Kirche mit aufgebaut haben, kam für uns ein Abriss und Neubau nicht infrage. Wir wollen nur zwei schlichte Seitenschiffe anbauen. Ansonsten bleibt diese Kirche weitestgehend so erhalten, wie die Menschen sie lieb gewonnen haben." Rudolf Zahn betont: "Der Hamburger Kunsthistoriker Dr. Jochen Schröder, Experte für Notkirchen, hat uns bestätigt, dass wir aus der aktuellen baulichen Situation das Beste gemacht haben. Denn ohne den Umbau wäre die Erhaltung der Kirche aus sicherheitstechnischen Gründen nicht möglich." Schon jetzt könne die katholische Gemeinde keine Konzerte oder Ähnliches mehr ausrichten. Denn bisher gibt es nur einen Ein- und Ausgang zum Gebäude.

Nach dem Umbau soll es zwei weitere Türen an der Giebelseite geben, wo heute der Beichtstuhl steht. Stattdessen wird die Beichte im neu geschaffenen Andachtsraum möglich sein. Der wird unter dem Turm eingerichtet und vom übrigen Kirchenraum abgetrennt.