Glinde
(mos).
Sie kommen zu sechst, Tino Sdunek, Polizeibeamter für Prävention, hat Verstärkung mitgebracht: die Handpuppen Lisbeth, Hinnerk, Kolja und Jean-Claude und einen besorgt dreinblickenden blauen Plüschwurm mit Brille, den "Zweifel".

"Kinder und Senioren sind ja irgendwie eine Truppe", erklärt der 52-Jährige, der auch für Verkehrserziehung an Grundschulen zuständig ist, seine Helfer. "Oho", rufen einige der 60 Zuhörer im Glinder Gutshaus, andere lachen. "Ja, die Kinder grölen an dieser Stelle auch immer", sagt Sdunek schmunzelnd. Eine weitere Gemeinsamkeit: "Was die einen noch nicht können, können die anderen nicht mehr, zum Beispiel einen Abstand einschätzen."

Ihm gehe es nicht darum, den Senioren zu mehr Vorsicht zu raten, nicht "geht bloß nicht mehr aus dem Haus".

Häufig helfe der Zweifel, das ungute oder Bauch-Gefühl. "Soll ich oder soll ich nicht, was mach ich bloß?", raunt der Handpuppenwurm auf Sduneks Arm. Zum Beispiel, wenn unangemeldet ein Handwerker klingelt - aufmachen oder nicht? Oder wenn nachts ungewöhnliche Geräusche aus der Nachbarwohnung dringen und vor dem Haus ein Lieferwagen steht. Die Polizei rufen? "Lieber einmal zu viel als zu wenig, die Nummer 110 ist nicht nur für den Notruf da", rät Sdunek.

Das mit den Handwerkern sei ein beliebter Trick. Sdunek lässt dazu Handpuppe Lisbeth erzählen: Sie lässt einen Mann im Blaumann hinein, der vorgibt, in der Straße gebe es einen Wasserrohrbruch oder einen Stromausfall, einen Gasunfall ... und er müsse dringend auch ihre Wohnung überprüfen. Während Lisbeth bei laut fließendem Wasser abgelenkt im Badezimmer ausharrt, um zu gucken, ob es braun wird, durchwühlen die Komplizen des "Handwerkers" ihre Wohnung. "Ich lasse nur rein, wer sich angemeldet hat", meldet sich eine der Damen. "Ich mache grundsätzlich nicht auf. Aber wenn ich ein Paket erwarte, schon."

"Das finde ich gefährlich", sagt eine andere. Sduneks rät dazu, aus dem Fenster zu schauen, ob ein Postauto dasteht. Außerdem die Kette vorlegen oder durch die geschlossene Tür sprechen.

Handpuppe Hinnerk soll einem jungen Mann den Weg erklären und ihm Geld wechseln. Mit dem Stadtplan deckt der Dieb Hinnerks Börse ab. Der merkt erst später, dass Bargeld fehlt. Auch die Geldbörse im Einkaufwagen, in der Vordertasche des Rollators oder die Tasche über der Lehne im Restaurant sind Einladungen für Langfinger.

Mit der Handpuppe Jean-Claude und Handy zeigt Sdunek, wie perfide die Betrüger beim "Enkeltrick" vorgehen: "Rate mal, wer hier ist? Das weißt du nicht? Das sage ich Mama und Papa, dass du deinen eigenen Enkel nicht erkennst!", droht der Anrufer. Geistesgegenwärtig reagierte eine Seniorin, die um einen Rückruf in 20 Minuten bat, sie sei gerade beim Essen. Sie alarmierte die Polizei, und die schnappte den Täter. Wenn ein Anrufer einen tollen Gewinn verspricht, falls man vorher eine Nummer mit der Vorwahl 01370 oder 0900 wählt, gehe es nur darum, den Opfern eine saftige Telefonrechnung zu bescheren.

Von einer neuen Masche erzählt eine Zuhörerin: Eine Woche lang wurden sie und Nachbarn mit Gewinnspiel- und Werbeanrufen belästigt. Schließlich meldete sich ein betont seriöses Rechtsanwaltsbüro. Der angebliche Jurist bot an, die Belästigung gegen Bezahlung abzustellen.

Kontakt: Polizeidirektion Ratzeburg in Bad Oldesloe, Telefon: (045 31) 50 16 13, E-Mail: