Internet: Das Leben nach dem Tod

Mit den Spuren ihrer Verstorbenen im Internet haben Angehörige in ihrer Trauer oft zusätzlich zu kämpfen. Bestattungsunternehmer Hendrik Maier von Maier-Busse Bestattungen hat das selbst bei Bekannten erlebt. "Für die Angehörigen ist das oft eine große Belastung", weiß er. Denn nach dem Tode "leben" viele online "weiter" - die Konten sozialer Netzwerke, Online-Verträge oder auch digitale Vermögen bestehen fort, weil die Familie schlicht nichts von ihnen weiß oder Passwörter nach dem Tode oft unbekannt bleiben. Aber auch diese Verträge und Verbindlichkeiten im Internet gehen auf den Erben über.

Selbst Menschen, die nie im Internet waren, können dort Spuren hinterlassen, beispielsweise die Branchenbucheinträge von Ärzten oder Rechtsanwälten, die dort mit Telefonnummern zu finden sind. Auch sie bleiben bestehen, sodass Trauernde manchmal noch ein halbes Jahr nach dem Begräbnis mit Anrufen für ihre Verstorbenen belästigt werden.

Um dieses Problem des digitalen Erbes zu lösen, bieten viele Bestatter jetzt einen Service in Kooperation mit der 2012 gegründeten Firma Columba an. "So wie wir uns um die Abmeldung bei der Krankenkasse, bei Versicherungen, dem Einwohnermeldeamt oder beispielsweise um Anträge für Witwenrenten kümmern, ordnen wir mit einem Online-Schutzpaket auch den digitalen Nachlass", erläutert Hendrik Maier. Das habe den Vorteil, dass die Erben sich mit dem bürokratischen Aufwand, den die Abmeldung manchmal erfordert, nicht persönlich auseinandersetzen müssen.

Dank der Kooperation mit der Firma Columba wird ein Datensatz samt der Sterbeurkunde anonymisiert auf einen Zentralserver geschickt. Columba scannt in einem patentierten Prozess Online-Datenbanken auf diese Daten und findet so heraus, wo im Netz der Verstorbene aktiv war. Je nach Wunsch der Erben werden Konten gelöscht oder in einen Gedenkmodus versetzt, Verträge gelöst und Online-Vermögen übertragen.

Außerdem werden die Daten der Verstorbenen abgeglichen mit den ebenfalls anonymisierten Kundendaten großer Unternehmen, die etwa Newsletter verschicken oder Kundenkonten führen. Diese haben großes Interesse daran, ihre Kundendaten aktuell zu halten und haben daher Verträge mit Columba gemacht.

"Damit die Schutzpakete in Kraft treten, gibt es zwei Bedingungen", erklärt der Oststeinbeker. "Der Tod muss eingetreten sein, und es muss bei einem Bestattungsunternehmen in Auftrag gegeben worden sein." Ein Paket koste 50 bis 100 Euro und könne auch vorsorglich abgeschlossen werden. "Das ruht dann bis zum Tod", so der Bestatter.

Wer Fragen zum Thema hat, kann sie am Donnerstag, 16. April, oder am Mittwoch, 7. Mai, klären. Jeweils ab 19 Uhr berichten Hendrik Maier und der Rechtsanwalt und Notar Alexander Bowien im Golf Gut Glinde, In der Trift 4, über die Themen Testament und digitaler Nachlass.