Spenden: Jedem Flüchtling sein Rad - Zuwanderer werden mobil

Glücklich konnten gestern 21 Flüchtlinge je ein eigenes Fahrrad entgegennehmen. Jetzt kann ich mit dem Rad auch mal nach Reinbek fahren", sagte Gassan Dawod aus Syrien erfreut. Nicht nur sein Bewegungsradius hat sich jetzt durch sein Zweirad auf einen Schlag mehr als verdoppelt. Sein Freund, der Iraner Aref Mollalzadeh, freut sich darauf, mit seinen drei Kindern Ausflüge machen zu können. "Wir können jetzt um den Mühlenteich radeln", erzählt er. "Und gleichzeitig tun wir auch noch etwas für unsere Gesundheit."

Die Idee zu der Spende hatte der DRK-Ortsverein. "Wir haben bisher schon 45 überarbeitete und verkehrssichere Fahrräder übergeben", erzählt ihr Vorsitzender Bruno Jeglinski. "Wir haben uns überlegt, was können wir für unsere Flüchtlinge tun. Um die Wohnung kümmert sich die Stadt, die Flüchtlingshilfe heißt sie willkommen und betreut sie." Da entstand die Idee, die Mobilität der Zuwanderer zu erhöhen. Deshalb startete das DRK unter dem Motto "Jedem Flüchtling sein Fahrrad" einen Aufruf auch in unserer Zeitung. Auf diese Weise kamen mehr als 70 Räder zusammen, von denen der DRK 50 verkehrssicher wieder herrichten lassen konnte, andere dienten als Ersatzteillager.

"Wir haben bereits 1000 Euro für die Reparaturen ausgegeben - und zwar nur dank eines großzügigen Sonderpreises des Fahrradhauses Budde." Gern möchte das DRK noch die übrigen Räder aus dem Bestand des TSV herrichten lassen. Doch langsam wird das Geld knapp. Deshalb wäre der Ortsverein dankbar für Geldspenden. Auch der Verein "Theoter ut de Möhl" hat vier Kinderräder gesponsert, die von dem Neuschönningstedter Günter Heinrich auf Verkehrssicherheit getestet und überholt wurden.

Der TSV organisiert schon seit mehr als drei Jahren Fahrradkurse für Migrantinnen. Denn die Frauen müssen das Radeln oft erst lernen, weil sie in ihrer Heimat nicht Rad fahren durften. Die 14- bis Anfang 30-Jährigen lernen bei der Trainerin Nesrin Yasar-Ziegler in zehn Wochen jeden Mittwochnachmittag die sichere Balance auf dem Rad. "Wir finanzieren diese Kurse vorwiegend aus Projektgeldern des Landesportverbandes Schleswig-Holstein", berichtet TSV-Geschäftsführer Joachim Lehmann. "Denn wir sind seit mehr als zehn Jahren Stützpunktverein für das Bundesprojekt "Integration durch Sport". Eine stattliche Summe kam außerdem von der Sparkasse Holstein. Zum Abschluss absolvieren die Schülerinnen noch eine Fahrradprüfung bei der Polizei.

"Für die Fahrradspende haben wir jetzt nur die Idee unterstützt und den Lagerraum zur Verfügung gestellt", sagt Lehmann. Er begrüßte außerdem Günter Heinrichs Einfall, für die Flüchtlinge einen Kursus für Radreparaturen und -pflege anzubieten. Getreu seinem Motto "nicht lang reden, sondern machen", erklärte er sich spontan damit einverstanden, den Kursus ins TSV-Angebot aufzunehmen.

Den Kontakt zu den Empfängern und die Verteilung organisierte die Glinder Flüchtlingshilfe. Eine Stunde war die Vereinsvorsitzende Susanne Böhnert-Tank damit beschäftigt, die Fahrräder so zuzuteilen, dass jeder den am besten passenden Drahtesel bekam.

Polizeioberkommissar Patrick Moser war eigens von der Polizeidirektion Ratzeburg angereist und gab den Flüchtlingen eine kurze Einführung in Sachen deutsche Verkehrsregeln. Denn die Männer beherrschen zwar das Radfahren, die Straßenverkehrsordnung ist ihnen verständlicherweise fremd.

Die übrigen Räder sollen nach und nach an die nächsten Flüchtlinge übergeben werden. Wer das DRK mit Spenden für weitere Radreparaturen unterstützen will, erreicht Beisitzer Claus-Peter Harder unter Telefon (040) 79 30 64 93 oder per E-Mail unter cpharder@vodafone.de.