Hagen Heiden vermisst Kanalsystem des Zweckverbands neu

Vor Hagen Heiden (36) liegt wohl eine Lebensaufgabe. "Und es ist eine tolle Aufgabe", sagt der Diplomingenieur für Vermessungswesen. Der gebürtige Berliner ist beim Zweckverband Südholstein angestellt und wird die gut 13 000 Hausanschlüsse für Regen- und Schutzwasser im Verbandsgebiet neu vermessen. Die alten Unterlagen sind ungenau, bei der Digitalisierung in den 1990er-Jahren haben sich noch Übertragungsfehler eingeschlichen.

"Wir brauchen aber die präzisen Unterlagen, vor allem auch, um im Notfall, wie bei Rohrschäden oder Verstopfungen, flott helfen zu können", erläutert Bauingenieur Stefan Martens. Er steht Heiden in der Einarbeitungsphase zur Seite.

Klar, dass Heiden mit seinen Kenntnissen auch viele andere Aufgaben erledigt. Aber der Kernauftrag bleibt die "Schatzsuche". Als Pilotprojekt hat er die Positionen der Anschlüsse in Stemwarde aufgenommen und pflegt sie nun in das Kanalkataster des Verbandes ein. "Alle haben mich freundlich aufgenommen, als ich geklingelt und meine Aufgabe beschrieben habe", sagt Heiden, der sich stets ausweist. Er muss ja privaten Grund betreten.

Meistens sind die Schachtdeckel in der Nähe der Straße schnell entdeckt. "Doch manchem gefallen die Deckel nicht. Sie stellen Blumenkübel darauf, schütten sie mit großen Kieselsteinen zu oder machen sie dicht und sähen Rasen ein", weiß Stefan Martens aus Erfahrung. Das hat Hagen Heiden bislang noch nicht erlebt. "Aber es kommt schon mal vor, dass in den Altbeständen ein Anschluss einfach weg ist. Den zu suchen, fehlt mir die Zeit. Das müssen wir später machen."

Hat er den Anschluss gefunden, positioniert er darauf den Lotstab mit Wasserwaage, Spiegeln und Satellitenantenne. Daran ist der Feldrechner, eine Fernbedienung für die "Robotik-Total-Station", befestigt. Sie wirft Licht auf die Spiegel, empfängt den Reflex und sorgt so für die Vermessungsdaten. Hagen Heiden kann mit Hilfe von Satelliten, die um die Erde kreisen, den Standort des Schachtes auf Zentimeter genau bestimmen. Zum Vergleich: Auto-Navis liefern Daten mit einer Genauigkeit von etwa fünf Metern.

Heiden stehen für die Berechnungen rechnerisch 24 Satelliten des amerikanischen GPS- und 24 des russischen Glonass-Systems zur Verfügung. "Es sind nie alle erreichbar. Minimum für die Messung sind vier Satelliten. Jeder zusätzliche sorgt für mehr Genauigkeit", erläutert er.

Liegt eine gute Verbindung vor, dauert es zwischen fünf und 15 Minuten, bis der Hausanschluss eingemessen ist. Ihn kann Hagen Heiden ins Verhältnis zum Schacht in der Straße setzen und so auch die Richtung des Anschlusskanals feststellen. Der wurde früher rechtwinklig vermerkt. Auch das hat in Notfällen schon für Verzögerungen gesorgt. All diese Ungenauigkeiten werden nun peu à peu auf dem Weg zum perfekten Kanalkataster beseitigt.

"Mit der Vermessung kommen übrigens keine Kosten auf unsere Kunden zu", betont Stefan Martens. Er bittet um freundliche Unterstützung, wenn Hagen Heiden an der Haustür klingelt. Das wird voraussichtlich als nächstes in Reinbek-Ohe der Fall sein.