Bürgerpreiskandidat Hartmut Voigt, DRK-Urgestein, ist seit über 60 Jahren passionierter Helfer

Hartmut Voigt ist in Glinde bekannt wie ein bunter Hund. Nicht nur weil der 77-Jährige schon sein ganzes Leben lang in der Stadt wohnt. "Ich bin der Mann vom Roten Kreuz, und das wissen alle." Für sein Engagement über Jahrzehnte wurde er jetzt zum Bürgerpreis vorgeschlagen.

Als Säugling zog er 1939 mit seinen Eltern von Ahrensburg in das Haus am Diekkoppelweg, das er 1961 für seine eigene Familie kaufte. Mit 14 Jahren im Jugendrotkreuz (JRK) fing alles an. Sein Vater Kurt war Vorsitzender des Glinder DRK, der Bruder Gruppenführer. Mit dem JRK, das er von 1952 bis 1964 leitete, organisierte er Ferienfreizeiten für bedürftige Jugendliche. "Am 1. Mai war grundsätzlich Anzelten am Lütauer See, die Anfahrt machten wir per Fahrrad, und die Zelte hatten noch keinen Gummiboden. Da trafen wir die anderen Jugendgruppen, wie die Falken und die Pfadfinder", erinnert Voigt sich. "Wir haben damals mit Schlitten Weihnachtspäckchen zu den Bedürftigen gebracht." Später, als Leiter des Ortsjugendrings, organisierte er mit dem Sportverein zum Beispiel eine große Jugend-Olympiade, begründete die Jugendarbeit, die heute von der Stadt verantwortet wird.

Bevor Voigt zum Fachmann für das Handwerkliche bei DRK-Veranstaltungen wurde, fuhr er als Sanitäter zu vielen Einsätzen. In den 60er- und 70er-Jahren, als das DRK noch eine Rettungsstation bei der alten Feuerwache betrieb, gehörte er zur Bereitschaft, die die Unfallrettung für Glinde, Reinbek und Neuschönningstedt stemmte. Dort brachte er es vom Sanitäter bis zum Abteilungsleiter. Schon 1962, bei der großen Flut in Hamburg, war er als Helfer dabei, auch beim Brand der größten frei stehenden Scheune Schleswig-Holsteins auf dem damaligen Gut Glinde 1973 und beim Großbrand bei Gies-Kerzen 1979. Als die Sanitäterausbildung durch das neue Rettungsassistentengesetz 1989 neu geregelt und zeitlich zu aufwendig für Ehrenamtliche wurde, war das der Anfang vom Ende - die beiden Bereitschaftsdienste des Glinder DRK lösten sich auf.

Hartmut Voigt wurde in den Vorstand des DRK-Ortsvereins gewählt, in dem der gelernte Karosseriebauer bis heute Beisitzer ist. Trotz seines ehrenamtlichen Fulltimejobs arbeitete er 36 Jahre in einer Oststeinbeker Werkstatt. Danach fing er bei der Stadt Glinde als Hausmeister an, betreute Kindergärten und die damalige Flüchtlingsunterkunft am Togohof. Seit 2002 ist er im Ruhestand, hat mehr Zeit für die Familie.

Im Flur hängt eine kleine Tafel mit der Aufschrift "Bitte nebenan klingeln". Die hängt Hartmut Voigt oft an die Haustür. Denn nebenan, im Anbau, wohnt Tochter Susann mit Mann und zwei Töchtern. Sohn Jan zieht erst jetzt aus Glinde fort, weil sein Job als Handelsvertreter es verlangt. Auch er war im DRK als Ausbilder aktiv und lernte dort seine Frau kennen. Hartmut Voigt ist Großfamilienfan, "schuld" ist seine verstorbene Frau, die Zweitälteste von sechs Geschwistern. In der großen Familie hat man sich gern und besucht sich oft. Bei Hochzeiten kommt der engste Familienkreis schon mal auf 80 Personen, und der Fotograf muss das Weitwinkelobjektiv herausholen.

Fünf Jahre lang hat Hartmut Voigt seine Christine, mit der er 52 Jahre verheiratet war, gepflegt, bis zum Sommer 2014: "Ich hab' das ja gelernt", sagt er. Und dass er jetzt erst gemerkt hat, was das für ein Kraftaufwand war. An Terminen mangelt es ihm auch heute nicht. Er besucht den Treff 60plus, geht zum Krafttraining, und Opas Fahrdienst ist bei der Enkelin begehrt. Und da ist noch der große Garten.

Im Mai sind wieder Vorstandswahlen im DRK. "Ich wollte aufhören. Aber der Vorsitzende Bruno Jeglinski hat gesagt: 'Das geht nicht, du bist der Einzige, der noch die ganze Chronik im Kopf hat.'"