Erdhügel gibt es auch auf dem Friedhof - die Stadt Glinde bleibt gelassen, doch Hamburg will Tiere töten

. Das plötzliche Frühlingswetter ist schuld, dass die Maulwurfshügel derzeit schneller wachsen, als Krokusse sprießen können. Bei Bodenfrost bleiben die Tiere weiter unten in der Erde. Jetzt treibt sie die Wärme nach oben, wo sie ihr Futter wie Regenwürmer, Insekten und deren Larven finden.

Nicht nur am Glinder Mühlenteich sind derzeit besonders eifrige Vertreter aktiv, auch auf dem Friedhof tummeln sich unterirdisch lebende Gesellen. "Im Moment tritt der Maulwurf vermehrt auf, das haben wir auch schon festgestellt", sagt Andreas Gostomczyk, zuständig für die städtische Grünpflege. Während er die unterirdischen Aktivitäten auf dem Friedhof im Auge behält, sieht Gostomczyk in der Kraterlandschaft am Mühlenteich kein Problem. "Der Maulwurf belüftet ja den Boden, die Haufen mähen wir im Juni platt."

Die possierlichen Wühler bringen jedoch Gartenbesitzer und Sportplatzwarte zur Verzweiflung, denn ihr Arbeitspensum ist beachtlich: Sieben Meter Tunnelgang pro Stunde schaffen die sechs bis 22 Zentimeter kleinen und maximal 170 Gramm schweren Säugetiere und kommen so mühelos auf bis zu 20 Maulwurfshügel - an einem einzigen Tag. Die Stadt Hamburg greift per Ausnahmegenehmigung nun zu rabiaten Mitteln und will kleine Wühler vergasen, weil sie mehrere Sportplätze untertunnelt haben - es drohe Verletzungsgefahr. Dass die geschützten Tiere für den Fußball sterben müssen, bringt die Tierschutzorganisation Peta auf die Barrikaden. "Das ist skandalös" sagt Vanessa Reithinger, Referentin für Wildtiere.

Der störende Auswurf - der im kleinen Garten leicht abgetragen werden kann und sich bestens als hochwertige, weil schädlingsfreie Blumenerde eignet - entsteht durch das unterirdische Tunnelsystem, das der Maulwurf aus einem einzigen Grund anlegt: für die Jagd. Maulwürfe haben einen sehr schnellen Stoffwechsel und darum andauernd einen Wahnsinnskohldampf. Sie fressen täglich die Hälfte ihres Körpergewichts an Kleintieren und Insekten. Das weitverzweigte Tunnellabyrinth funktioniert wie ein Spinnenetz: Hört er, dass Insekten, Larven, Regenwürmer oder andere Tiere in sein Gangsystem geraten, flitzt der eingefleischte Single hin. Ein fertiges, unterirdisches Tunnellabyrinth mit Wohnkammer und Lauf- und Jagdgängen von bis zu 200 Meter Länge wird immer nur von einem Maulwurf bewohnt.

Weibchen haben ein vergleichsweise bescheidenes Tunnelnetz auf 2000, Männchen buddeln auf circa 6000 Quadratmetern mit ihrem beiden kräftigen und gelenkigen Vorderhänden, an denen sie zusätzlich zu den je fünf krallenbewehrten Fingern noch einen sichelförmigen Knochen haben. Nur zur Paarungszeit im März und April kommen Männchen und Weibchen zusammen. Bis zu fünf Junge kommen nach einem Monat in etwa einem halben Meter Tiefe in der Nestkammer auf die Welt. Seinen Namen hat der Maulwurf von dem alten Begriff "Molte" (Erde) erhalten, er hat nichts mit seinem Maul zu tun.

Genervten Gartenbesitzern sind die Hände gebunden: Maulwürfe dürfen weder getötet noch eingefangen werden. Also bleibt nur eines: sie vertreiben. Am besten gelingt das mit Krach oder Gestank. Experten empfehlen Letzteres: Vergrämungsmittel, die im Handel erhältlich sind. Andere schwören auf saure Milch oder Hundehaare in den Gängen. Eine andere Möglichkeit, Maulwürfe aus dem eigenen Garten zu vertreiben, ist das Anlocken ihrer natürlichen Feinde. Füchse, Marder, Iltisse, Wiesel, Mäusebussarde oder Störche haben Maulwürfe zum Fressen gern. Deshalb werden die kleinen Buddler kaum älter als drei Jahre.

Ihre Gänge bleiben aber meist nicht lange unbewohnt. Naturschützer empfehlen daher, Maulwürfe leben zu lassen und ihre interessante Lebensweise zu beobachten.