Ausstellung: Fotos, Texte und Filme zur Zwangsarbeit

24 Schicksale werden in der Ausstellung geschildert, die am Sonnabend als Auftakt der internationalen Wochen gegen Rassismus im Gemeindehaus St. Johannes eröffnet wurde: Mit historischen und aktuellen Fotos, Filmen und ausführlichen Texten berichtet das Team, das seit 2001 das Besuchsprojekt für ehemalige Zwangsarbeiter in Hamburg organisiert hat, wie es den Menschen aus Osteuropa während der Zeit des Nationalsozialismus in und um Hamburg ergangen ist.

Katharina Hertz-Eichenrode, Kuratorin und freie Museumspädagogin der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, sagte: "Durch meine Arbeit für das Besuchsprogramm, das vom Hamburger Senat finanziert wurde, habe ich neue Einblicke bekommen." Denn nicht nur in der Hansestadt, sondern auch in den Orten in der Umgebung - überall habe es Lager für Zwangsarbeiter gegeben. 13 Millionen Menschen aus dem Ausland mussten unter den Nationalsozialisten schuften. Im Kreis Stormarn wurden knapp 60 000 Zwangsarbeiter registriert, bis zu 3000 allein im "Lager Wiesenfeld" in Glinde. Sie wurden vorwiegend im Kurbelwellenwerk Hamburg zur Arbeit gezwungen.

Katharina Hertz-Eichenrode erläuterte drei Gruppen, die zu Zwangsarbeit verpflichtet wurden: "Das waren einmal die Kriegsgefangenen der Reichswehr, zum anderen die KZ-Häftlinge, die der SS unterstellt waren, sowie die Zivilbevölkerung aus den besetzten Ländern." Aus der letztgenannten Gruppe wurden Menschen zunächst freiwillig rekrutiert, dann aufgrund der wirtschaftlichen Lage mit immer schärferen Gesetzen zum Arbeitsdienst gezwungen. "Arbeitsämter waren stets die ersten, die sich in den besetzten Ländern ansiedelten", sagte die Museumspädagogin.

Das Besuchsprogramm wurde 2001 für ehemalige Zwangsarbeiter aus Osteuropa ins Leben gerufen, weil sie nach der Rassenideologie der Nazis als "Untermenschen" besonders diskriminiert wurden. In den 1990er-Jahren sei die Dimension der zivilen Zwangsarbeit im Dritten Reich erst richtig ins öffentliche Bewusstsein gedrungen. In den 13 Jahren des Besuchsprogramms seien etwa 400 ehemalige Zwangsarbeiter nach Hamburg gekommen.

Mit bis zu 1400 Menschen hätten Katharina Hertz-Eichenrode und ihre Kollegen zudem im Briefwechsel gestanden. Erstaunlich sei, dass viele ehemalige Zwangsarbeiter sich sehr positiv an diese Zeit erinnerten.

Unter den 60 Glinder Zuhörern war auch Kirsten Milke. "Die Ausstellung ist sehr informativ", sagte sie. "Man sollte sich wirklich Zeit dafür nehmen. Diese persönlichen Schicksale sind berührend. Ich selbst bin sehr an der Zeit des Nationalsozialismus interessiert, aber das Thema Zwangsarbeit ist besonders für Glinde historisch relevant."

Passend zur Ausstellung begeisterte die Band "Gypsy Moments" mit tollem Gypsy Swing. "Wir Sinti und Roma müssen immer noch gegen Rassismus ankämpfen", erzählte Bandchef Christian Rosenberg, Pastor der evangelischen Sinti-Gemeinde in Hamburg-Bahrenfeld. Das sei in der Vergangenheit so gewesen, in der Gegenwart und werde wohl auch noch in der Zukunft so bleiben.

Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 22. März, in der Kirche am Willinghusener Weg 69 zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags von 10 bis 12 und 16 bis 19 Uhr.