Idee: Einige Politiker wollen Scheune Seniorenwohnungen opfern

. 280 Quadratmeter, zentrale Lage direkt an der Möllner Landstraße - allerdings renovierungsbedürftig: Trotzdem würde sich so mancher Gewerbetreibende die Finger nach der Kratzmannschen Scheune lecken. Doch seit September 2012 steht das Nutzgebäude, Teil eines der letzten traditionellen Höfe im Ort, leer. Nun denken einige Fraktionen darüber nach, die Scheune für Seniorenwohnungen abzureißen und damit den Hofcharakter zu opfern.

2013 hatten die Gemeindevertreter noch beschlossen, dass sie das Gebäude kommunal nutzen wollten. Sie hatten eigens einen Haushaltstitel über 80 000 Euro dafür eingerichtet. Doch davon ist die Politik wieder abgerückt. Zurzeit wird das Gebäude nur von der Gemeinde als Lager für ausgelagerte Akten und Möbel sowie von Vereinen wie der Laienspielgruppe für Kulissen und Requisiten genutzt.

Laut Bürgermeister Jürgen Hettwer ist die Bausubstanz in Ordnung. "Das Gebäude ist durch Einbauten minimal beheizbar", sagt er. Eine endgültige Entscheidung müsse sorgfältig durchdacht sein. "Das Feld ist offen: ob Seniorenwohnungen oder vielleicht sogar die neue Schule."

Die Begehrlichkeiten sind jedenfalls geweckt. "Wir haben jetzt durch den anstehenden Kauf der Sozialstation vom DRK eine neue Situation", sagt CDU-Fraktionschef Hans-Joachim Vorbeck. "Jetzt gehört uns das ganze Baufeld. Wenn wir den B-Plan ändern, könnten wir mit einem größeren Abstand zum Restaurant dort bauen. Die CDU könnte sich 20 bis 30 altengerechte Wohnungen vorstellen." Allerdings müsse die Verwaltung zuerst die Machbarkeit prüfen. Jürgen Verwiebe (FDP) stimmt dem zu. Rudi Hametner reklamiert diese Idee für seine OWG: "Wir haben bereits vor zwei Jahren vorgeschlagen, dort in Richtung Eichredder weitere Seniorenwohnungen zu errichten. Das könnte auch heißen, dass dafür die Scheune weichen muss." Er bezweifelt, dass die Scheune erhaltenswert ist: "Die Gemeinde hat ohnehin nur die Hülle bewahrt, eine sinnvolle Gestaltung ist schwierig. Die OWG würde das Ensemble zugunsten einer Seniorenmitte aufgeben."

Dieter Peth (fraktionslos) erwägt immerhin einen Umbau der Scheune zu Wohnungen. "Doch meist ist ein Neubau wirtschaftlicher", gibt er zu bedenken. Auf jeden Fall solle der dörfliche Charakter erhalten bleiben, auch bei dem "Sahnegrundstück".

Christian Höft, Vorsitzender der SPD-Fraktion, bewertet das anders: "Es ist schon ein bisschen schade. Man könnte mehr aus der Scheune machen. Denn dieses Ensemble Kratzmannscher Hof hat schon einen gewissen Charme. Nur die Nutzung ist nach Ansicht der SPD derzeit noch offen."