Umfrage: Bis 2019 soll der Tütenverbrauch pro Kopf halbiert sein - Glinder wollen Kunststoff meiden

Plastik - ein Material, das zuerst als praktisch, preiswert und unverwüstlich galt, dann den Ruf des Minderwertigen und Billigen ereilte und heute sogar als gefährlich für Umwelt und Gesundheit eingeschätzt wird. Denn winzige Überreste aus dem Abrieb von Kunststoffprodukten ebenso wie Plastik-Kügelchen aus Kosmetikprodukten reichern sich im Grundwasser und in den Ozeanen an, wie Naturschutzverbände wie BUND oder Nabu beklagen. Von dort gelangen sie in die Nahrungskette und gefährden schließlich so auch die Gesundheit der Menschen.

Das Duale System verzeichnete im Jahr 2014 für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg 6930 und 5930 Tonnen Verpackungsmüll, darunter allerdings auch Metalle. Doch nicht alles wird wiederverwertet wie die Abfälle aus dem Dualen System. Vor allem Plastiktüten regieren unseren Alltag. Im Supermarkt ist alles verpackt: Sogar die grüne Gurke ist in Plastik eingeschweißt. Auch beim Einkaufen werden Kleider, Schuhe, Pullover und Accessoires in bunte Tüten aus quasi unverrottbarem Material eingepackt. Experten schätzen die Lebensdauer von Plastiktüten auf 450 Jahre.

Auch die Beutel, die als biologisch abbaubar angepriesen werden, sind mittlerweile umstritten. Vorbildlich handelte zum Jahreswechsel die Drogeriekette Budnikowsky: Alle kleinen Einweg-Abreißtüten haben die Märkte aus ihren Läden verbannt. Damit will das Unternehmen die EU-Beschlüsse aufgreifen, die verlangen, dass der Verbrauch von Plastiktüten um 50 Prozent reduziert wird.

Das Gesetz soll 2019 erstmals in den Mitgliedsländern umgesetzt werden. Laut einer Mitteilung der Drogeriekette verbrauchen Europäer im Schnitt 200 Plastiktüten pro Kopf und Jahr, die Deutschen liegen mit 70 Tüten darunter. Laut EU-Verordnung sollen es Ende 2019 nur noch 90, 2025 noch 40 Tüten pro Kopf sein. "Umfragen in unseren Filialen haben gezeigt, dass die Mehrheit den Verzicht auf Einweg-Abreißtüten begrüßt", sagte Budni-Geschäftsführer Cord Wöhlke.

Das bestätigt auch die Umfrage unserer Zeitung in Glinde (siehe Fotos). Die meisten Befragten waren sich der Problematik bewusst und versuchen vorbildlich, ihre Kunststoff-Abfälle zu reduzieren. In zwei Hamburger Filialen der Drogeriekette läuft außerdem ein Pilotversuch mit abfüllbaren Wasch- und Spülmitteln.

Viele Glinder finden es einfach, auf Plastiktüten zu verzichten: zu jedem Einkauf - egal ob im Drogeriegeschäft, im Supermarkt oder auf der Shoppingtour - einen Leinenbeutel, Korb oder eine Tasche aus Papier mitnehmen. Das schont die Umwelt und erleichtert das Gewissen. Schwieriger wird es mit den Kunststoff-Mikropartikeln aus Kosmetika, wie Peelings, Zahnpasta oder Duschgel. Verbraucher sollten Polyethylen (PE), aber auch Polypropylen (PP), Polyethylenterephthalat (PET), Polymethylmethacrylat (PMMA) und Nylon meiden. Sie haben in der Körperpflege nichts zu suchen. Aber auch aus Fleecepullis oder anderen Kunstfasertextilien können Plastikfasern ins Grundwasser geraten.