Altes Gleisdreieck: Zum zweiten Mal Markierungen für Bohrpunkte herausgerissen

Die Täter haben schon wieder zugeschlagen: Als der Bohrführer des Hanseatischen Umwelt-Kontors gestern früh zur Arbeit kam, waren vom Baugelände für des Projekt Altes Gleisdreieck etwa die Hälfte der Markierungen für die Bohrpunkte verschwunden. Wie schon im Januar hatten die Täter die Pflöcke herausgezogen und an anderer Stelle aufgeschichtet.

Hartmut Thede, Projektleiter des Investors Semmelhaack, erstattete zum zweiten Mal Anzeige bei der Polizei. Er weiß sich keinen Rat mehr: "Unfassbar. Das ist kein Dummer-Jungen-Streich", stellt er fest. Den Schaden beziffert er auf 10 000 Euro. Denn die Vermessungstechniker, der Kampfmittelräumdienst und die Geologen: Alle haben erheblich mehr Arbeit davon.

Das Projekt, für das 153 Wohnungen geplant sind, ist unter Anwohnern umstritten. Sie protestieren in einer Bürgerinitiative dagegen. "Wir gehen davon aus, dass die Tatverdächtigen in der Nähe des Baugebietes zu suchen sind", sagt Torsten Gronau, Leiter der Polizeidienststelle Glinde, und betont: "Das muss niemand aus der Initiative sein."

Dipl.-Geologe Kim Anton schimpft: "Das ist katastrophal. Unsere Arbeiten verzögern sich jetzt um mehrere Tage." 43 Punkte mussten bereits einmal erneut vermessen werden: An sechs Stellen wurden schon mit einem Benzinhammer unten offene Stahlrohre in den Untergrund getrieben. Etwa eine Stunde dauert es, bis mit diesen Bohrstöcken Bodenproben aus bis zu 13 Meter Tiefe gezogen worden sind. "Unsere Aufgabe ist es, die Schichten daraufhin zu prüfen, ob der Baugrund ausreichend Qualität aufweist, damit die Statik gewährleistet ist", erläutert Anton. Dafür haben die Vermessungstechniker sich nach den Grundrissen der Mietshäuser gerichtet.

Außerdem hat der Investor die Auflage, sämtliche Niederschlagsmengen auf dem etwa 20 Hektar Areal versickern zu lassen, da die Vorflut kein Wasser mehr aufnehmen kann. Deshalb prüfen die Fachleute auch die Durchlässigkeit des Bodens. Zudem ist das Erdreich auf dem Gelände unterschiedlich hoch. Zur Straße hin reicht es bis zu sechs Meter hoch. Der Kampfmittelräumdienst untersucht, was sich unter dem Wall verbirgt: Denn hier verliefen früher Rangiergleise zum einstigen Depotgelände. Luftaufnahmen zeigen noch zwei Bombentrichter. Auch ein Flakgeschütz könnte noch darunter sein.

Hinweise nimmt die Polizei unter Telefon (040) 7 10 90 30 entgegen.