Stadt verbaut 6,5 Millionen Euro

Die Politik in Glinde fährt ihre Investitionslinie konsequent weiter, anstatt den Haushalt zu konsolidieren - und nimmt erstmals einen Kredit in Höhe von 4,5 Millionen Euro auf. Erneut entbrannte in der Stadtvertretung am Donnerstag die Diskussion über die Sanierung der Gaststätte "Jever Deel" und der benachbarten maroden Sporthallen. An deren Erhalt wurde über Jahre gespart. Um das Defizit im Ergebnishaushalt 2015 teilweise auszugleichen, kürzt die Stadt in diesem Jahr wieder an den Instandhaltungskosten ihrer Gebäude - und investiert gleichzeitig 6,5 Millionen Euro in Neubauten.

Die größten Posten: Für den zweiten Bauabschnitt zur Erweiterung der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld fallen allein 2015 drei Millionen Euro an. Der Neubau an der Kita Oher Weg schlägt mit 1,5 Millionen Euro zu Buche und soll die Container ab Herbst als bisherige Notunterkunft ablösen. Eine weitere große Ausgabe: Die energetische Sanierung der alten Gaststätte "Jever Deel" am Oher Weg, die für 1,5 Millionen Euro zum Jugendzentrum werden soll.

Das in den Ausschüssen heiß diskutierte Thema sorgte auch in der Stadtvertretung für mächtig viel Wirbel. Grünen-Stadtvertreter Thorsten Kalkbrenner stellte sich gegen seine Fraktion, die mit der SPD für das Vorziehen der Bauarbeiten an der alten Gaststätte gestimmt hatte - obwohl dies angesichts der ein Jahr später geplanten Sanierung der Sporthallen unwirtschaftlich ist (wir berichteten). "Da muss man den Hinweis der Verwaltung beherzigen und die Gaststätte und die Sportanlagen zeitgleich sanieren und nicht zwei Baustellen daraus machen", sagte Kalkbrenner. Er enthielt sich daraufhin bei allen Abstimmungen und stellte klar: "Es ist ineffizient bei dieser Haushaltslage die Jever Deel vorzuziehen, wenn es günstiger geht."

Mit "dieser Haushaltslage" meint der Stadtvertreter das, was der Finanzausschussvorsitzende Bernd Wersel (SPD) als "Schreckgespenst der Schulden" bezeichnete. Die Rücklagen der Stadt in Höhe von 12 Millionen Euro sind binnen weniger Jahre auf rund drei Millionen Euro geschrumpft. Die Haushalte sind seit 2011 zwar rechnerisch immer ausgeglichen. Den aktuellen Beschluss mussten die Politiker jedoch um zwei Monate schieben, um noch einmal fleißig zu kürzen. Dabei hatte vor allem der Etat für Gebäudeunterhaltung (200 000 Euro weniger) das Nachsehen. Das verbleibende Minus im Ergebnishaushalt in Höhe von 1,9 Millionen Euro erklärte Wersel mit der Erhöhung der Kreisumlage, der Neufassung des kommunalen Finanzausgleiches, den Mehrausgaben durch die neuen Kindertagesstätten und der wachsenden Zahl an Mitarbeitern.

Nicht durch ihre Deckungsmittel, aber durch steuerliche Abschreibungen von 2,5 Millionen Euro konnte die Stadt den Haushalt 2015 rein rechnerisch ausgleichen und verabschieden. Bürgermeister Rainhard Zug: "Wir erwarten in den kommenden Jahren noch sechsstellige Defizite. Die Stadtvertretung wird über Steuererhöhungen nachdenken müssen."