Vorreiter: Freiwillige Feuerwehr will Hydranten-App und Fahrzeugdaten per E-Mail nutzen

Schlaftrunken aus dem Tiefschlaf gerissen in die Klamotten springen, unterwegs noch den Helm aufsetzen und ab ins Ungewisse: Für Freiwillige Feuerwehrleute ist ein solcher nächtlicher Einsatz nichts Ungewöhnliches. "Der Adrenalinspiegel schnellt dann nach oben", erzählt Gemeindewehrführer Normann Schumann. "Bisher erfahren wir erst beim Eintreffen am Brand- oder Unfallort Näheres. Wir wünschen uns aber schon vorab mehr Informationen." Das beginne oft schon mit einer schwer zu erkennenden Hausnummer und ende mit der Antriebsart eines Fahrzeugs, in dem möglicherweise ein Verletzter eingeklemmt sei.

Oft jagen ihm und seinen Kameraden schon während der Anfahrt Fragen durch den Kopf: Wo bekommen wir das Löschwasser her? Wie viele Meter Schlauch brauchen wir bis zum nächsten Hydranten? Und bei einem Unfall: "Worauf müssen wir achten, falls der Wagen brennt? Wo können wir die Geräte ansetzen, wenn wir jemanden aus dem Wrack befreien müssen?"

Ihre Hoffnungen setzen die Freiwilligen Feuerwehrleute jetzt auf zwei technische Neuerungen, für welche die Barsbütteler fünf Tablet-Computer bei der Gemeinde beantragt haben. Sie könnten die Schnelligkeit der Retter und somit auch die Sicherheit der Bürger immens verbessern.

Für die Hydranten hatte Lars Behrmann, Gruppenleiter der Freiwilligen Feuerwehr, die Idee, die Vorteile eines Navigationsgerätes mit den Daten über die Hydranten der Gemeinde zu kombinieren. Ein glücklicher Zufall, dass mit dem Unternehmen IS Software Tools von Volker Hülsmannn die Kompetenz vor Ort war, eine passende App zu programmieren. "Ich hatte schon von anderen Feuerwehrleuten gehört, dass es schön wäre, wenn alle Hydranten auf einer Karte zu sehen wären", sagt Hülsmann. Der 55-Jährige verkauft ähnliche Apps vor allem für den Vertrieb. Kaufleute können die Standorte ihrer Kunden auf diesen Karten eintragen.

Für die Hydranten-App lieferte Behrmann die Koordinaten für die etwa 1200 Barsbütteler Standorte samt Durchmesser. Die Feuerwehrleute können künftig während des Einsatzes den Weg der Feuerwehrfahrzeuge mit den eingebauten Tablets verfolgen. "Die App zeigt nicht nur den nächsten Wasseranschluss an, sondern auch, ob er einen Durchmesser von 80 oder 600 Millimetern hat. Zugleich errechnet sie, wie viel Meter Schlauch wir brauchen - und dass auch offline", berichtet Schumann begeistert. "So kann ich schon während der Anfahrt sehen, ob Material und Kräfte reichen, kann die anderen Fahrzeuge auf den richtigen Parkplatz lotsen."

Die App werde laufend aktualisiert und weiter entwickelt, erklärt Hülsmann. Sie koste im Jahr etwa 300 Euro. Zurzeit sind er und die Feuerwehr in Gesprächen mit den Behörden, ob die Alarmierung direkt über die App auflaufen kann. Denkbar wäre es auch, die Standorte größerer Gebäude, wie Schulen oder das Rathaus, einzutragen und ihre Rettungspläne zu hinterlegen.

Die Möglichkeit, über die Kreisleitstelle in Bad Oldesloe mit dem Kennzeichen eines Autos Informationen per E-Mail zu bekommen, ist allerdings noch Zukunftsmusik, wie Kreisbrandmeister Gerd Riemann gestern sagte: "Das ist seit der Explosion eines gasbetriebenen Pkw bei Segeberg im vergangenen Sommer unser größter Wunsch." Frank Wojciechowski, Leiter der Feuerwehrleitstelle, sagte: "Das Projekt läuft, ist aber noch nicht umgesetzt. Wir brauchen noch Monate. Es geht um ein Riesendatenvolumen und das Programm muss zu unserer Software passen." Über das Kennzeichen könnte die Leitstelle dann Informationen über das Fahrzeugmodell geben, beispielsweise ob es mit Gas angetrieben wird, aber auch über die Karosserie, sodass die Retter wissen, wo sie schneiden dürfen.

Die Freiwillige Feuerwehr Barsbüttel wäre gerüstet - vorausgesetzt, der Finanzausschuss gibt die Summe in Höhe von 3250 Euro in seiner morgigen Sitzung frei.