Hallen Oher Weg: Sanierung seit 2002 verschoben - neues Jugendzentrum in der “Jever Deel“ geht vor

"Zu Hause duschen ist schöner", sagt Hobby-Volleyballerin Daniela Gelzer und nimmt es sportlich. Für die Töchter von Uta-Karina Mansel und Doris Weidemann sind die Duschen in der Sporthalle 1 am Oher Weg dagegen keine Alternative: "Meine Tochter duscht hier nicht und versucht auch zu vermeiden, hier die Toiletten zu benutzen", sagt Mansel. Man kann es ihr nicht verdenken. Marode Duschtrennwände, angelaufene, rostige Abflüsse und Armaturen, defekte Duschen, verstopfte Abflüsse, stinkende Klos - die Mängelliste ist lang. "Hier kann man wirklich niemanden zum Duschen schicken, es gibt im Großraum Hamburg keine Halle, die schlechtere Sanitäranlagen hat", meint Volleyball-Abteilungsleiter Jörn Lange.

Doris Weidemann kritisiert die Empfehlung des Glinder Finanzausschusses, den Sport hintanzustellen: "Ein Jugendzentrum in der 'Jever Deel' ist ja sehr sinnvoll, gerade für die vielen Neubürger. Aber die Sporthallen sind altersübergreifend für alle in Glinde gedacht. Deshalb finde ich die Prioritäten nicht ganz gelungen." Sie spielt auf das Votum der Politik an, den Umbau der ehemaligen Gaststätte "Jever Deel" in ein neues Jugendzentrum vorzuziehen, statt dieses Vorhaben in die seit Jahren geplante Sanierung der beiden Sporthallen am Schulzentrum einzubetten (wir berichteten). Die würde damit frühestens 2016 beginnen. Erst 2018 wäre die Halle 1 dann an der Reihe, ihr Sanierungsbedarf wird mit 2,4 Millionen Euro beziffert. Halle 2 schlüge mit gut 2,8 Millionen Euro zu Buche. Die 1973 erbauten Sportstätten müssen nicht nur energetisch saniert, sondern komplett instand gesetzt werden - Lüftung, Heizung und Dächer sind marode. Seit 2002 existiert dafür ein Konzept, spätestens seit 2006 gibt es massive Beschwerden von Sportlern und Schülern.

Geschehen ist bisher wenig: Das undichte Dach der Halle 1 wurde nach einem Wasserschaden erneuert und Halle 2 bekam einen neuen Schwingboden. Ansonsten ist fast alles noch im Originalzustand. Die Stadt bemüht sich mit "Bordmitteln" um Schadensbegrenzung. In einigen Umkleiden wurden im Sommer 2014 die Teilnehmer der Kinderstadt "Stormini" als Maler tätig. Im Vergleich zu den wüsten Kritzeleien an den Wänden der anderen Umkleideräume mag ihr farbenfrohes Werk als Verbesserung durchgehen. "Aber schön ist etwas anderes", findet Abteilungsleiter Lange. Einer der beiden Flure vor den Umkleiden ist seit den Herbstferien neu gefliest. Der aufgeworfene alte Linoleumbelag stand oben auf der Mängelliste, die Joachim Lehmann, Geschäftsführer des TSV Glinde (3000 Mitglieder) im Mai 2014 an die Stadt schickte.

Doch nicht nur Flure, Duschen und Umkleiden sind unansehnlich. Auch sportlich ist die Halle ein Risiko. Dass der Boden stumpf und Markierungen abgewetzt sind, verwundert angesichts ihres Alters wenig. Die vielen Löcher und geflickten Stellen im Bodenbelag sind jedoch gefährliche Stolperfallen. Der Boden steht auf Platz 2 der TSV-Mängelliste. Dort drohe große Verletzungsgefahr, steht im Schreiben an die Stadt. Doch die hat derzeit keine Chance, daran etwas zu ändern. "Der Schwingfußboden müsste komplett ausgebaut und erneuert werden, das geht nicht mit Bordmitteln. Dafür brauchen wir plus minus 150 000 Euro, das wäre das Jahresbudget für das ganze Areal", sagt Bauamtsleiter Frank Thiemann. Auch die hölzerne Wandverkleidung der Halle ist an vielen Stellen beschädigt, über den Fensterrahmen quillt Dämmmaterial hervor und die Tribünen sind teilweise defekt.

Thiemann versuchte im jüngsten Finanzausschuss, den Ernst der Lage zu verdeutlichen: Eine weitere Verschiebung der Hallensanierung sei nicht zu verantworten, sagte er. Diesen Donnerstag will der Bauamtsleiter im Bauausschuss eine Präsentation zum Thema Sporthallen vorstellen. Er hofft, dass die Politiker die Zusammenhänge dann besser nachvollziehen können.

Der Zustand der Sporthallen am Schulzentrum ist nicht nur für die Volleyballabteilung ein Riesen-Ärgernis. Das gleiche Problem haben die Handballer und die Badmintonspieler. Und: Trotz optimaler Sporthallengröße und der Kombination von zwei Dreifeld-Hallen nebeneinander ist eine Ausrichtung von größeren Sportveranstaltungen in Glinde nicht mehr tragbar. Damit entgeht den Sportlern auch die Möglichkeit, etwas Geld in die stets klammen Abteilungskassen zu spülen. "Da muss was getan werden", sagt Jörn Lange.

Die Sitzung des Bauausschusses beginnt am Donnerstag, 29. Januar, um 19 Uhr im Bürgerhaus am Markt 2.