Gutshaus: Gabriele Gindorf geht nach 33 Jahren in Ruhestand

Nun ist Schluss. 65 Jahre und drei Monate alt ist sie und davon hat sie sich mehr als die Hälfte (33,5 Jahre) für Menschen in Glinde, vornehmlich Frauen, Leute mit Migrationshintergrund und deren Kinder eingesetzt. Gabriele Gindorf, tragende Säule der Gemeinwesenarbeit der Sönke-Nissen-Park Stiftung im Gutshaus, ist ab Freitag im Ruhestand.

Gern erinnert sich die studierte Soziologin an die ungezählten Frauen-Teestuben, Selbsterfahrungs- und Selbstverteidigungsgruppen, an das Bewerben von Bauchtanz und Patchwork, an das Ausarbeiten von unterschiedlichen Konzepten, an Literatur- und Frauentreffs, an die Deutschkurse für Spätaussiedler, an Hausaufgabenprojekte, die Zukunftswerkstatt zum Depot und an vieles andere mehr.

Von Anfang an war die junge Frau begeistert von der aus Dänemark stammenden Idee der Gemeinwesenarbeit, die die Bereiche Jugend, Familie und Soziales zusammenfasst. In den 1970er-Jahren bringt Bauunternehmer Hans-Edmund Siemers den Gedanken nach Glinde, um den Bewohnern seiner großen, neu geschaffenen Wohnanlagen - wie die an der Sönke-Nissen-Allee oder am Sandweg - Angebote machen zu können. So soll das Entstehen einer Gemeinschaft gefördert und der Vereinsamung entgegengewirkt werden. Er gewinnt den Bauherrn Sönke-Nissen-Nachlass dafür, aus dem Gutshaus ein Gemeinschaftszentrum zu machen - Gindorfs Arbeitsplatz.

"Unser oberstes Ziel war, die Menschen immer mit einzubeziehen", sagt Gabriele Gindorf. Ergänzend sei auch der Infotreff gegründet worden. Er war und ist die Grundlage dafür, Beratungs- und Hilfsangebote bündeln zu können, den verschiedenen Trägern die Zusammenarbeit zu erleichtern. Er liefert auch die Basis für die Jugendhilfeplanung, an der Gabriele Gindorf stets mitgearbeitet hat.

"Als ich 1981 als pädagogische Mitarbeiterin begann, hab ich viel von der ersten Riege um Astrid Hochwald gelernt. Kurz darauf kamen Angelika Thomsen (heute Stadtjugendpflegerin) und Volker Müller (lange Zeit Gutshausleiter) dazu. Gemeinsam haben wir das Angebot aufgebaut", sagt sie. "Wir hatten ein tolles, kreatives Team."

Neben dem Gutshaus als zentrale Anlaufstelle gab es in den Blocks Sozialräume, in denen sie und ihre Kollegen den Bewohnern mit Rat und Tat zur Seite standen. Geblieben davon ist der Miniclub. "Besonders geschätzt habe ich die Freiheit in der Wahl meiner Arbeitsfelder und die Herzlichkeit, die Verlässlichkeit und das vertrauensvolle Verhältnis mit den Kollegen und mit den Glindern", sagt sie.

Auch wenn Gabriele Gindorf mit ihrer Arbeit im Glinder Gutshaus eng verbunden war, hat sie immer auch gelehrt. "Mit viel Freude an der Fachhochschule Kiel zum Thema Gemeinwesenarbeit und an der Hochschule für angewandte Wissenschaften zur Soziologie", sagt sie. Künftig will sie angehenden Erziehern und sozialpädagogischen Assistenten die Soziologie nahe bringen.

Am meisten freut sich die Pensionärin nun darauf, "zum ersten Mal im Leben ohne Zeitvorgaben zu sein. Das werde ich jetzt genießen. Endlich habe ich mehr Zeit für meinen Mann. Ich werde in die Kunsthalle gehen und wir werden reisen", sagt sie.

Ja, es gebe eine Träne im Knopfloch und es sei auch ein Verlust, fügt sie hinzu. "Aber ich habe schon in den vergangenen Monaten Abschied genommen." Die Freude auf den neuen Lebensabschnitt überwiege nun eindeutig.