Schule Tannenweg: Politik kürzt Mittel fürs Lehrerzimmer

Der Wollteppich ist 25 Jahre alt und müffelt. Die Stühle passen nicht zu den Tischen. Sie sind zu hoch, deshalb scheuern die Lehnen beim Heranrücken an der unteren Tischkante und das aufgeraute Holz produziert Ziehfäden an den Ärmeln. Schlimmer ist jedoch, dass das Schaumstoffpolster aus der Hälfte der Sitzmöbel quillt. Ohnehin reicht ihre Zahl nicht aus und sie wurden durch alte Klassenzimmerstühle ergänzt.

Nein, das Lehrerzimmer ist wahrlich kein Aushängeschild der 75 Jahre alten Grundschule Tannenweg. Das war auch lange nicht schlimm, schließlich gab es für die 334 Schüler immer wieder etwas zu sanieren oder zu verbessern. Zum Beispiel den im vergangenen Jahr eingerichteten Computerraum im Obergeschoss, wo der alte Wollteppich dem darunter liegenden Parkett gewichen ist. Das musste nur aufpoliert werden. Doch nun wäre ein ordentlicher Arbeitsplatz für die 30 Lehrerinnen an der Reihe. Denn eigentlich haben die gar keinen Arbeitsplatz, sie nutzen die beiden großen Tische im Lehrerzimmer als solchen. Die sind immer mit vielen Unterlagen und Taschen voll gestellt. Denn im Lehrerzimmer gibt es erstens nur eine viel zu kleine Garderobe und zweitens keinen ausreichenden Stauraum für Ordner, Mappen oder Unterlagen.

Die offenen Wandregale sind voll. "Und darin staubt auch immer alles ein", sagt Kirsten Hansen, Lehrerin für Deutsch und Mathematik. Die Reinbekerin ist Mitglied der Lehrerzimmer-AG, die sich neue Stühle, Tische und Schränke wünscht und das Parkett vom alten, verschlissenen Teppichboden befreien möchte. Letzteres würde 2500 Euro kosten und ist Teil eines Gesamtetats von 30 000 Euro.

Den Posten haben die Politiker im jüngsten Finanzausschuss auf die Hälfte zusammengestrichen, obwohl sowohl der Sozial- als auch der Bauausschuss positive Signale an die Schule gegeben haben. Ihr Argument: "Das Gymnasium hat seine Möbel auch gebraucht gekauft", wandte Bernd Wersel (SPD) ein. Die anderen Finanzpolitiker sahen das genauso.

Die Zeit der Provisorien ist also noch nicht beendet. "Wir müssen gucken, wie wir damit klarkommen und ob wir zuerst Tische und Stühle anschaffen und dann die Schränke", sagt Sabine Walther, die eigentlich kein Stückwerk möchte, denn davon gibt es im Lehrerzimmer schließlich schon genug. "Wenn dann richtig", meint die Pädagogin.

Sie hätte sich gewünscht, dass die Politiker vor ihrer Entscheidung das Lehrerzimmer besichtigt hätten, in dem sich auch die Elternräte treffen. Ein paar Pädagoginnen haben in ihrer Not die alten Stühle mit Stoffen von zu Hause selbst neu bezogen. Das Ergebnis ist eine kunterbunte Mischung. Das Mobiliar wirkt, wie auf dem Flohmarkt zusammengekauft. "Das Elend mag man einfach nicht mehr ansehen", sagt Hansen. Das letzte Wort haben jetzt am 12. Februar die Stadtvertreter.