Prioritäten: Marode Sporthallen werden trotz Mahnung des Bauamtes erst 2017 saniert - das Geld fehlt

Für das Jugendzentrum in der ehemaligen "Jever Deel" schreibt die Politik alle Vorschläge der Verwaltung in den Wind. Bauamtsleiter Frank Thiemann redete am Montagabend mit Engelszungen auf die Mitglieder des Finanzausschusses ein, damit das Gremium die Jugendeinrichtung nicht der Sanierung der beiden benachbarten Sporthallen am Schulzentrum vorzieht. Denn diese 40 Jahre alten Hallen, an denen seit 30 Jahren nur geflickt wurde, wären laut Investitionsplan eigentlich zuerst dran.

"Eine Verschiebung der Hallensanierung halte ich für unverantwortlich", warnte Thiemann. "Wenn jetzt etwas kaputt geht, müssen wir sperren." Die notwendigen Investitionen seien seit 2006 immer wieder verschoben worden.

Die Haushaltslage hat sich nicht verbessert: Allein bei den laufenden Kosten sorgt die Neufassung des kommunalen Finanzausgleiches für mehr Kummer denn je. Kämmerer Norbert Grunert rechnete vor, dass Glinde dieses Jahr 600 000 Euro mehr an Kreis und Land zahlen muss. In der Stadtkasse klafft noch ein Loch von etwa zwei Millionen Euro. Der Jugendtreff für 1,1 Millionen Euro, die Ausstattung für noch einmal 40 000 Euro wird bei den Investitionen verbucht. Die Sanierung der beiden Hallen wird im Laufe von drei Jahren insgesamt mit fünf Millionen Euro zu Buche schlagen. Alles auf einmal kann sich die Stadt Glinde nicht leisten.

Dass die Grundsanierung drängt, bestätigen auch die beiden Schulen, die die Hallen für den Unterricht brauchen. "Besonders der Zustand der Umkleiden und sanitären Anlagen ist nicht mehr sauber und angenehm - weder für die Schüler noch für die Lehrer", sagt Sascha Plaumann, Leiter der Gemeinschaftsschule Sönke Nissen. Auch Eva Kuhn, Schulleiterin des Gymnasiums, bestätigt, dass es bereits Begehungen mit dem Bauamt gegeben hat, weil mehrere Reparaturen nötig sind.

Thiemann mahnte, es sei bautechnisch unsinnig, erst im Innern der früheren "Jever Deel" den Treffpunkt für Jugendliche einzurichten und dann die Einrichtung für drei Monate zu schließen, um das Gebäude von außen, Dach und Fassaden, zu sanieren. Auch Bürgermeister Rainhard Zug appellierte an die Politik, das Gesamtkonzept seines Teams zu beschließen: "Als Bürgermeister will ich doch nicht aus irgendwelchen strategischen oder persönlichen Gründen ein Jugendzentrum torpedieren", sagte er kopfschüttelnd.

Im Sozialausschuss haben die SPD und die Grünen die Weichen dafür gestellt, zuerst einen Jugendtreff einzurichten, daran hielten sie fest. "Sie blättern hier jetzt ein Alarmszenario auf", kritisierte Jan Schwartz (Grüne). "Ich erinnere aber daran, dass es einen dringenden Bedarf für einen Treffpunkt für Jugendliche gibt. Wir müssen Prioritäten setzen und ich kämpfe für dieses Signal an die Jugendlichen." Der Ausschussvorsitzende und SPD-Fraktionschef Bernd Wersel machte sich ebenfalls für den neuen Treff stark. Er hoffe, so auch Jugendliche von der Straße zu holen.

Lars Nilson (CDU) wollte sich hingegen dem Zeitplan aus dem Rathaus anschließen: "Wir haben für die Jugendlichen Angebote in der Spinosa und im Gutshaus. Die müssen wir eben anpassen. Für die Jugendlichen auf der Straße sollten wir eher über Straßensozialarbeit diskutieren."

Mit einer Stimme Mehrheit lehnte der Finanzausschuss das Konzept des Bauamtes ab. Die "Jever Deel" soll noch 2015 in Angriff genommen werden. Die Hallen werden dann erst von 2017 an saniert.