Neuordnung: Pharmazeuten im Randgebiet sind häufiger dran

Stechende Kopf- oder Zahnschmerzen und keine Tabletten im Haus. Wer so leiden muss, für den ist der Apotheken-Notdienst die Rettung - dort sind nicht nur Schmerzmittel, sondern auch Asthma-Spray oder Antibiotika zu bekommen. Seit 1. Januar gilt in Schleswig-Holstein: Die von der Kammer eingeteilte Apotheke hat verlässlich 24 Stunden lang Bereitschaft.

"Heute Morgen um 7 Uhr habe ich aufgeschlossen. Jetzt überlasse ich den Notdienst meiner Mitarbeiterin Simon Boglàrka", sagt Amir Amiri-Davani, Inhaber der "Guten Tag Apotheke" im Mühlencenter nach einem langen Arbeitstag. Während er in den Feierabend startet, bereitet sich die Pharmazeutin auf ihren Nachtdienst vor. Bevor sie die automatische Ladentür schließt, kommt noch eine Lieferung Medikamente an.

Ab 20 Uhr kann die Apothekerin nur noch über die Notdienstglocke erreicht werden. Wenn sie schellt, öffnet Simon Boglàrka eine kleine Luke und spricht mit dem Kunden. Zu Beginn des Bereitschaftsdienstes ist es noch ruhig. Ein junger Vater bittet um Fieberzäpfchen für sein Kind. Die Apothekerin fragt nach und rät, am nächsten Tag doch den Arzt aufzusuchen. "Es sind nicht immer nur Notfälle", sagt sie. Einige haben einfach die regulären Öffnungszeiten verpasst.

706 Apotheken gibt es zurzeit in Schleswig-Holstein. Bisher waren einige Apotheken im Randgebiet an Hamburg "abgetreten" worden. Noch 2014 teilte man die Dienste mit Hamburger Kollegen. "Für uns im Speckgürtel wird es jetzt mehr", sagt Amiri-Davani. Seine Apotheke zählt jetzt voll zu Schleswig-Holstein und ist bis März zu sechs Diensten eingeteilt.

Denn die Kammer hat ihre Notdienste neu geordnet. Die werden jetzt erstmals gleichmäßig verteilt: Jede Apotheke ist mal dran und hat zuverlässig 24 Stunden geöffnet. Spätdienste fallen weg. Für Kunden aus Städten mit bis zu 20 000 Einwohnern wie Glinde soll der Weg zur nächsten geöffneten Apotheke maximal 23 Kilometer weit sein. Ist die Stadt größer, sind es höchstens 16 Kilometer.