Wirtschaftsmediator: Heiko Frerichs löst Konflikte und bildet neue Kollegen aus

Konflikte lassen sich im Berufsalltag nicht vermeiden. Doch häufig sind die Fronten so verhärtet, dass nur noch Helfer von außen den Knoten zerschlagen können. Dann kommen Experten wie der Wirtschaftsmediator Heiko Frerichs und seine Kollegen ins Spiel. Gerade erst hat er gemeinsam mit Herbert Hofmann an der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein in Glinde sechs neue Kollegen ausgebildet, die jetzt nach der Prüfung der IHK ihre Zertifikate erhielten. Warum aber können erwachsene Menschen ihre Streitigkeiten nicht eigenständig lösen? Was haben die Unternehmer davon, wenn sie Wirtschaftsmediatoren beauftragen? Frerichs schmunzelt. Der 39-Jährige hört derartige Zweifel offenbar nicht zum ersten Mal, weiß aber auch, was er kann.

"Die Betroffenen sind in ihrer Wut oder in ihrer Verletztheit oft nicht in der Lage, ihre Perspektive zu wechseln und können so nicht mehr von ihrem Standpunkt abrücken", erläutert er. "Dann kann unser Blick von außen, die Konfliktmoderation, helfen. Wir begleiten die Gespräche, stellen gezielt Fragen und führen wie ein Lotse immer wieder zum Thema zurück. Dabei geben die Gegner ihre Eigenverantwortung nicht ab, weil sie den Konflikt weiterhin selbst lösen müssen. Der Mediator hilft ihnen nur, einen klaren Kopf zu bekommen."

Der Mediator müsse in den ersten Gesprächen erkennen, in welcher Phase der Konflikt steckt, um danach sein weiteres Vorgehen abzustimmen. "Dabei gehen wir nach dem Prinzip der 'Allparteilichkeit' vor", beschreibt er. "Wir ergreifen zwar für niemanden Partei, halten uns aber nicht heraus, sondern verteilen unsere Aufmerksamkeit auf alle Parteien." Zum Handwerkszeug gehöre aber auch die Art, wie die Mediatoren ihre Fragen stellen: "Wir fragen beispielsweise nach den Perspektiven, stellen vertiefende Verständnisfragen, wie: 'Was heißt, ich wurde ungerecht behandelt?' oder fragen lösungsorientiert, etwa: 'Was muss passieren, damit Sie wieder gern mit der Kollegin zusammenarbeiten?'"

Die Absolventen seines Kurses lernen zwar dieses "Handwerkszeug", wie Frerichs es nennt, wollen sich aber nicht unbedingt als Wirtschaftsmediatoren selbstständig machen. "Oft sind es Personalmanager, Teamleiter oder Mitarbeiter mit Personalverantwortung, die präventiv den Kursus besuchen", erläutert er. "Vielen geht es darum, eine neue Konfliktkultur im Betrieb zu etablieren." Dadurch könne das Betriebsklima und so auch die Produktivität verbessert werden.

Ob Autokonzern, Versicherungen oder IT-Unternehmen - der Bedarf wachse in allen Branchen. Selbst im Handwerk kennt Frerichs ein häufig auftretendes Konfliktfeld im Umgang mit den Auszubildenden oder auch jungen Gesellen. "Gerade Altgesellen glauben oft noch, dass sich Respekt über Angst etablieren müsse", sagt Frerichs. Er meint nicht das typische, eher liebevolle "Gefrotzel" unter Kollegen, sondern eine gegenseitig abwertende Form der Kommunikation, die verhindere, dass die Mitarbeiter als Team funktionieren können.

Spätestens, wenn die Streitigkeiten die Gerichte beschäftigen, können sie die Firmen viel Zeit und Geld kosten. Dann gibt es auch Fälle, in denen die Unternehmer selbst in die Konflikte involviert sind und schon deshalb ein großes Interesse daran haben, sie aus der Welt zu schaffen.

Frerichs nennt als Beispiel den Generationenwechsel in einem familiengeführten Gastronomiebetrieb. Die Mitarbeiter haben einen Betriebsrat gegründet, was die Juniorchefin unterstützt. Ihr Vater hingegen ist strikt dagegen. "In solch einem Fall würde ich gemeinsame Gespräche mit Vater und Tochter, aber auch mit Tochter und Betriebsrat sowie mit dem Senior und dem Betriebsrat führen, um Ängste auszuräumen", erklärt Frerichs. "Wenn der Konflikt gelöst ist, würden wir gemeinsam einen Plan für die nächsten zwei Jahre erarbeiten: Der könnte den Ausstieg des Vaters aus dem operativen Geschäft oder auch eine Vision für das Unternehmen thematisieren."

Die WAK Schleswig-Holstein informiert am Freitag, 9. Januar, um 17 Uhr an der Humboldtstraße 25 a über ihren nächsten Ausbildungslehrgang ab September 2015.