Agenda 2015: Kitas und Schulen stehen im Fokus - beide Kommunen müssen neue Weichen stellen

Die Liste der Projekte, die Glinde in Angriff nehmen muss, ist lang. Noch steht der Haushalt nicht. Das Problem: Bei einem geplanten Fehlbetrag von 3,1 Millionen Euro könnte der Investitionsrahmen locker 7,4 Millionen Euro umfassen. Die Politiker müssen entscheiden: Was will sich die Stadt wann leisten? Um welche Investitionen kommt sie für 2015 nicht mehr herum?

Auch Oststeinbek muss sich in vielen Bereichen neu aufstellen: "Oststeinbek 2030" heißt das Projekt, das begleitet von externen Beratern ab Sommer 2015 die Weichen für die Zukunft stellen soll. Schon in der Amtszeit von Ex-Bürgermeister Karl-Heinz Mentzel hoben Verwaltung und Politik das Projekt "Oststeinbek 2025" auf ihre Agenda. Doch danach bremste sich die Kommune mit Verwaltungschefin Martina Denecke selbst aus. Nun will Bürgermeister Jürgen Hettwer, seit gut einem Jahr im Amt, handeln: "Wollen wir weiter wachsen oder nicht und wie geht es weiter mit dem Verkehr?", sind nur zwei der Fragen, die er klären will. Die wichtigsten Projekte:

1. Altes Gleisdreieck

Das Wohnungsbauunternehmen Semmelhaack will das "Alte Gleisdreieck", das Grundstück an der Ecke Am Sportplatz/Möllner Landstraße, mit insgesamt 160 Wohnungen bebauen. Etwa die Hälfte soll im geförderten Wohnungsbau entstehen. Auch wenn dieses Projekt die Stadt keine Investitionen kostet, wird es die Politik beschäftigen: Die Sozialwohnungen braucht Glinde dringend. Dennoch wehren sich Anwohner in einer Bürgerinitiative gegen die Bebauung, weil sie die dort entstandene Grünfläche nicht missen wollen.

Nach dem jetzt gefassten Entwurfs- und Aufstellungsbeschluss haben die Bürger erstmals formell die Gelegenheit, sich im Verfahren zu beteiligen. Ihre Hinweise und Anregungen fließen in die Planungen mit ein. Im ersten Halbjahr 2015 soll der Satzungsbeschluss fallen, damit das Projekt 2016 fertig wird. Direkt gegenüber entstehen ein Alten- und Pflegeheim (121 Plätze) sowie 37 seniorengerechte Wohnungen. Beides soll im Sommer fertig sein.

2. Kunstrasenplatz

Rund 55 000 Euro hofft der TSV Glinde dank vieler Spendenaktionen für seinen neuen Kunstrasenplatz beizusteuern. 65 000 Euro hat die Stadt Glinde im Finanzierungskonzept erwartet. Über die Finanzlücke und die Gesamtkosten für das Projekt (geschätzt: 598 000 Euro) wird ab Mitte Januar mit der Politik beraten. Alle Beteiligten streben eine Lösung an. Baubeginn soll Anfang April 2015 sein.

3. Erweiterung Kita Oher Weg

Die Stadt ist gewachsen - ebenso wie der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder. Deshalb werden ab 5. Januar zunächst als Übergangslösung in Containern an der Kita Oher Weg 30 zusätzliche Plätze geschaffen. Bis September 2015 wird die Einrichtung um 60 Plätze erweitert. Zusätzlich entsteht an der Wilhelm-Bergner-Straße eine Betriebskita mit elf Plätzen, darunter drei für Glinder Kinder.

4. Straßenausbau

Der Ausbau der Mühlenstraße liegt im Zeitplan. Nach anfänglichen Protesten hatten sich 90 Prozent der Eigentümer für Ablöseverträge entschieden. Bürgermeister Rainhard Zug führt das auch auf die umfassende Information durch die Stadt zurück. Der Ausbau der Blockhorner Allee ist als nächstes, in 2016, dran. Die Bürgerbeteiligung ist für 2015 vorgesehen. Ob sie nach dem Modell der Mühlenstraße laufen wird, steht noch nicht fest. Denn an dem Konzept wird gerade noch gearbeitet. Nächstes Jahr starten die Planungen für den Robert-Schumann-Weg, 2017 ist die Saalbergstraße dran.

5. Gemeinschaftsschule Wiesenfeld

Umbau und Erweiterung der Schule am Holstenkamp kosten rund zwölf Millionen Euro. Schon 2013 wurde der erste Bauabschnitt für drei Millionen Euro abgeschlossen. Bis September 2015 läuft der zweite Abschnitt (5,9 Millionen Euro). Direkt im Anschluss wird im dritten Bauabschnitt mit dem Abriss des mittleren Gebäudeteils begonnen. Um mehr Grundschüler unterbringen zu können, wird gleichzeitig oben der Querriegel aufgesetzt. Kosten: zwei Millionen Euro. Der höchste Kostenfaktor waren die wegen des Untergrunds zusätzlich nötigen Pfahlgründungen.

6. Flüchtlinge

Glinde erwartet dieses Jahr 83 neue Flüchtlinge. Deshalb wird 2015 am Willinghusener Weg eine zweite Unterkunft mit etwa 25 Plätzen errichtet. Sie soll bis Juli 2015 fertig sein und wird die Stadt 475 000 Euro kosten. Weitere Wohnanlagen sollen möglichst dezentral liegen. Sechs Standorte werden dafür aktuell geprüft. Sie sollten für etwa 30 Personen geeignet sein. Rainhard Zug: "Wir überlegen, auf Miete umzuschwenken, damit wir nicht später leere Gebäude haben."

7. Schulzentrum

In einem letzten Sanierungsabschnitt für das Schulzentrum am Oher Weg müssen vier Biologieräume im Untergeschoss auf den aktuellen Schulstandard gebracht werden. Ein Manko: Zwei Fachräume haben kein Tageslicht. Deshalb soll ihre Lage mit zwei Magazinräumen an der Außenwand getauscht werden, Kosten: 800 000 Euro.

8. Jeverdeel

2015 soll die einstige Gaststätte am Oher Weg laut politischem Beschluss zum Jugendzentrum umgebaut werden. Allerdings ist schon 2016 die Planung für die Sanierung der Sporthallen gleich nebenan vorgesehen (Kostenfaktor: fünf Millionen Euro). Zug gibt zu bedenken: "Bei der Sanierung der Hallen müsste auch die benachbarte Jeverdeel geschlossen werden. Den Zeitablauf muss die Politik entscheiden."

9. Gewässerkonzept

Schon seit 2013 mahnten Experten ein umfassendes Gewässerkonzept an. Nachdem 2014 endlich das Mühlenwehr repariert wurde, muss nun am Mühlendamm und -teich eine 540 000 Euro teure Spundwand eingezogen werden, um Unterspülungen zu verhindern. Außerdem soll der Sandfang entleert und das Gewässer entschlammt sowie der Togohofteich verfüllt werden (bis zu 100 000 Euro). Die Entschlammung des Gellhornparkteichs für 100 000 Euro ist dabei noch nicht berücksichtigt.

10. Seniorenwohnen

Oststeinbeks Senioren sollen betreut in der Ortsmitte wohnen. Im Januar will die Gemeinde entscheiden, ob sie selbst investiert, damit auf dem Areal zwischen Postweg und Möllner Landstraße 100 seniorengerechte Wohnungen entstehen können. Investoren konnten sich mit den Eigentümern der Fläche bisher nicht über den Kaufpreis einigen. Das "Allianz-Gelände" zwischen Hamburger Kamp und Willinghusener Weg ist nun für eine Erweiterung des Gewerbegebietes im Gespräch. "Einige Firmen würden gerne erweitern", sagt Hettwer.

11. Sozialstation

Oststeinbek will die DRK-Sozialstation kaufen. Sie soll in ein Gesamtkonzept für die Seniorenarbeit eingebunden werden. Die Politiker sind schon seit Längerem nicht damit einverstanden, wie das Gebäude (400 Quadratmeter Nutzfläche) vom DRK-Stormarn betrieben wird.

12. Rathaus

Eigentlich hatte das Rathaus 2014 fertig werden sollen. Die Umbauarbeiten werden nun aber noch bis in den Sommer andauern, weil sich schon der Abriss des alten Rathaussaals als aufwendiger erwies, als geplant. Für über 1,5 Millionen Euro wird das Verwaltungsgebäude erweitert und auf den neuesten Stand gebracht. Der ebenerdige Anbau wird bis an die Möllner Landstraße heranreichen. Ist der Neubau fertig, zieht die Verwaltung dorthin um, damit der Altbau saniert werden kann.

13. Flüchtlinge

In 2015 wird die Gemeinde nach derzeitigem Stand 76 Flüchtlinge beherbergen - doppelt so viele wie in 2014. Deshalb werden neue Unterkünfte geschaffen, hierfür stehen 750 000 Euro zur Verfügung. Planer ermitteln derzeit die Kosten für ein Haus in Modul- oder Holzbauweise für 24 Personen an der Brückenstraße. Ein zweites könnte neben der Feuerwache entstehen.

14. Kindertagesstätte

Mit der Neueröffnung der Kindertagesstätte Meessen (Baukosten 3,3, Millionen Euro) im Februar wird das Angebot um drei Krippen-, drei Elementar- und drei Hortgruppen erweitert. 120 Kinder können dort betreut werden. Der Elternanteil an den Betreuungskosten soll von derzeit 37,5 auf 45 Prozent steigen.

15. Grundschule

Für die Sanierung der Helmut-Landt-Grundschule will die Gemeinde im Sommer einen Architektenwettbewerb ausschreiben. "Doch zuvor müssen wir ein paar Eckwerte festlegen", sagt Hettwer. Klar ist bereits, dass die Schule künftig mehr Schüler haben wird und vierzügig wird. Auch eine Mensa soll es geben. Noch offen ist, ob am bisherigen Standort saniert wird, denn zumindest der Pavillon der vierten Klassen müsste abgerissen und neu gebaut werden. Hettwer: "Wir wollen ohne Scheuklappen über Standorte nachdenken und uns auch fragen: Was würde es kosten, wenn die Grundschule auf die grüne Wiese kommt?" Für die Wiese gegenüber der Feuerwache an der Brückenstraße gäbe es beispielsweise schon einen Bebauungsplan, der eine Schule vorsieht.

16. Straßenausbau

Am Ohlendiek, Willinghusener Weg oder Ziegeleistraße sind drei der Straßen, deren Zustand nach Jahren der Erhaltung eine Sanierung erfordert. Deshalb muss die Gemeinde 2015 eine neue Straßenausbaubeitragssatzung erlassen, denn die jüngste Satzung ist schon seit zehn Jahren ungültig. "Wenn wir jedes Jahr drei Straßen machen, sind wir auf der sicheren Seite", sagt der Bürgermeister. Laut Kommunalabgabengesetz müssen die Eigentümer der anliegenden Grundstücke zwischen 53 und 85 Prozent der Ausbaukosten tragen, wenn es um Straßenentwässerung, Beleuchtung, Gehwege und die tatsächliche Straße geht. Die Politik will im zweiten Quartal 2015 beschließen, wie hoch dieser Anteil wird.

17. Abgrenzung nach Hamburg

Nicht nur die Baugebiete Tienrade und Haempten machen den Oststeinbekern Sorge, auch ein neues Baugebiet, das Hamburg am Mümmelmannsberg in Richtung Havighorst plant. Jürgen Hettwer: "Dazu gibt es bereits eine Vorstudie."