Begegnungen: 50 Flüchtlinge und Oststeinbeker treffen sich zum ersten Kennenlernen

Langweilig war gestern Nachmittag beim ersten Willkommens-Treffen mit den Flüchtlingen in der Begegnungsstätte niemand: Etwa 50 Bürger und Flüchtlinge waren der Einladung des Runden Tisches Flüchtlinge gefolgt. Noch waren die alteingesessenen Oststeinbeker in der Überzahl. Sie verständigten sich mit Händen und Füßen oder mit Hilfe von Übersetzern. Ältere Oststeinbeker spielten und puzzelten mit kleinen Syrern und Ukrainern, Familie Mouhaisin aus der Umgebung von Damaskus knüpfte Kontakte zur Gemeindevertreterin Sabine Huß-Reichelt (SPD) aus ihrer neuen Nachbarschaft und der Syrer Zeidan Khalaf Kassim verabredete mit dem Vorsitzenden des OSV, Helmut Luther, dass er bald im Sportverein beim Fußball mittrainiert.

Christian Höft hieß als stellvertretender Bürgermeister alle herzlich willkommen und bedankte sich für die mitgebrachten Kuchen, Pizzen und andere Leckereien. Die Oststeinbeker Jacob Rohde, Rita Dollase und Laila Baylan hatten die Flüchtlinge vorher besucht und zu dem Treffen eingeladen. "Die beste Integration, die ich mir vorstellen kann, ist sich treffen, begrüßen, kurz einander begegnen", sagte Rohde, der seine Wurzeln im Zweistromland hat und sechs Sprachen beherrscht. "Die Flüchtlinge fühlen sich inzwischen als Oststeinbeker", berichtete er.

Er dolmetschte auch zwischen den neuen und alteingesessenen Oststeinbekern. So erzählte Zeidan Khalaf Kassim, wie er als Jeside vor den Schrecken des Krieges über die türkische Grenze geflohen war. Der 22-Jährige wurde mit anderen in einem Lkw zusammengepfercht und gelangte über Griechenland nach Deutschland. "Sie konnten nur über Schnorchel atmen und er wusste überhaupt nicht, wohin er gelangt war", übersetzte Rohde für den jungen Mann. Seit Juli ist er in Oststeinbek und hat einen Asylantrag gestellt. "Die Menschen in Oststeinbek mag er sehr. Sein größter Wunsch ist es, endlich irgendwo anzukommen und dass die Ungewissheit aufhört", sagt Rohde. Seine Sorgen gelten seiner Familie, die noch in Syrien ist.

Das geht Familie Mouhaisin ebenso. Der Schneider Yasser (37) hatte mit seiner Frau Areej, den Kindern Abdlmalk (12), Malak (10) und Maear (3) eine Odyssee über Lybien hinter sich, bevor er vor drei Monaten nach Oststeinbek kam. Seine Eltern und Geschwister leben noch heute bei Damaskus. Sie versuchen mehr schlecht als recht Kontakt über WhatsApp und Viber zu halten. Denn Telefonieren ist unmöglich. "Ihre Sorge über die Familie lässt sie nicht los", übersetzt Laila Baylan, die vor 22 Jahren von Syrien nach Deutschland auswanderte. Ihr Schicksal macht den Mouhaisins Mut. "Wenn ich die Zerstörungen meiner Heimat sehe, tut mir das Herz weh", sagt Baylan, die vor zwei Jahren mit ihrem Mann in Oststeinbek gebaut hat. "Aber diese Menschen haben diese Zerstörungen miterlebt - das ist so viel schlimmer."

Zum Abschluss durfte sich jeder der Asylbewerber ein Geschenk der Oststeinbeker mitnehmen. Denn die Hilfsbereitschaft ist groß. Pastor Torsten Kelm hat aus einem privaten Gewinn eine Spendenaktion gemacht, für die er auch Edeka Kollortz und die Sparkasse Holstein gewinnen konnte: Bisher sind 250 Euro für Einkaufsgutscheine bei Edeka zusammengekommen, die im Rathaus als Willkommensgeschenk an die Flüchtlinge überreicht werden. Bürger können noch Gutscheine stiften. Kontakt zu Thorsten Kelm unter Telefon (040) 71 48 68 21.