Mord an Nachtportier: Schulden, Spielsucht und Falschaussagen waren Themen des zweiten Prozesstags

War es ein Streit um Geld, der Massoud A. zum Verhängnis wurde? Am zweiten Prozesstag um den, wie es die Staatsanwaltschaft sieht, heimtückischen Mord an dem 29-jährigen Nachtportier, der am Morgen des 5. März leblos in der Havighorster Feldmark gefunden wurde, zeichnet sich ein mögliches Tatmotiv ab.

Wie der Angeklagte Amir H. vor der Ersten Großen Strafkammer im Landgericht Lübeck erklärte, habe sein Ex-Schwager Massoud A. ihm 1480 Euro geschuldet. Aus der weiteren Vernehmung ging hervor, dass Amir H. offenbar Geldprobleme hatte: Er sei arbeitslos gewesen und teils täglich in Spielcasinos gegangen. Sein Plan war, sich mit einem Antiquitätenhandel selbstständig zu machen. Auch Massoud A. wollte sich offenbar beruflich verändern: Er plante, ein eigenes Hotel zu eröffnen. "Für beide Vorhaben braucht man ein gewisses Startkapital", kommentierte Richter Christian Singelmann die Aussagen und deutete damit an, dass ein Streit um die Schulden nicht unwahrscheinlich sei.

Mit versteinerten Mienen verfolgten die neun Nebenkläger und Hinterbliebenen von Massoud A. die Befragung. Allein Faryal A., die Witwe des Opfers, warf dem Angeklagten immer wieder starre Blicke zu. Der vermied es, die Familie anzusehen, der er einst angehörte, redete auf Farsi hitzig auf seine Dolmetscherin ein. Dem 46-Jährigen wird vorgeworfen, den Familienvater Massoud A. in der Nacht auf den 5. März in die Havighorster Feldmark gelockt und ihn mit vier Schüssen hingerichtet zu haben. Amir H. bestritt auch gestern wieder die Tat vehement, Massoud A. sei sein Freund gewesen: "Wir haben uns gegenseitig oft bei der Arbeit besucht, wir haben einander vertraut."

Staatsanwalt Nils-Broder Greve hielt sich gestern zurück, doch schon während der Befragung durch Richter Christian Singelmann verstrickte Amir H. sich in Widersprüche, gab letztlich zu, der Polizei gegenüber im März eine Falschaussage über seinen Verbleib in der Tatnacht gemacht zu haben.

Er sei in einem Casino gewesen, habe sich geschämt und deshalb behauptet, seinen Cousin besucht zu haben. Ein belastbares Alibi fehlt Amir H. dennoch. "Diese Angaben passen alle nicht zusammen", erklärte der Richter und verschob die weitere Befragung auf den nächsten Prozesstag am Dienstag, 9. Dezember.