Finanzierung: Sozialpädagogen stoßen an ihre Grenzen - Politik diskutiert über eine zusätzliche Stelle

Streit und Krisen sind im Schulalltag nichts Ungewöhnliches. "Schule ist ein Lebensort, die Jugendlichen bringen ihre Konflikte mit", stellt Wiebke Hermann fest. Bei der Bewältigung helfen sie und ihr Kollege Harald Fröhlich als Schulsozialarbeiter im Glinder Schulzentrum am Oher Weg und an den Schulen in Wiesenfeld. Aber angesichts der wachsenden Probleme baten sie jetzt den Kulturausschuss um Verstärkung.

"Es gibt ein hohes Potenzial an Konflikten an den Schulen", erläuterte Harald Fröhlich, der sich vorrangig um das Schulzentrum kümmert. Dass er und seine Kollegin an ihre Grenzen stoßen, führt er auf weitreichende Veränderungen in der Gesellschaft zurück: Einerseits beobachten die beiden Sozialpädagogen schon im Kindesalter immer mehr Verhaltensauffälligkeiten, andererseits erfordert auch die zunehmende Digitalisierung von ihnen einen steigenden Arbeitsaufwand. "Es ist nicht nur so, dass die Schüler Schwierigkeiten zeigen, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, sie tragen auch Konflikte über die Medien und sozialen Netzwerke aus", erläuterte Hermann. Ein Beispiel seien demütigende Fotos, die online gepostet werden. "Sie verbreiten sich rasend schnell - während der Pausen, vor und nach dem Unterricht", beschreibt sie die Problematik. "Wir sind dann nicht nur mit der technischen Seite beschäftigt, damit die Bilder gelöscht werden, sondern selbstverständlich auch damit, den betroffenen Schüler zu stärken und dazu zu bewegen, wieder in den Unterricht zu kommen, sowie auch den Klassenverband wiederherzustellen." Die bloßgestellten Kinder und Jugendlichen würden oft aus Scham nicht mehr zur Schule kommen. Die Schulsozialarbeiter müssen mit Betroffenen, Eltern, Lehrern und der Klasse sprechen.

"Wir müssten das Thema Cybermobbing präventiv angehen", sagt Hermann. "Aber dafür fehlt uns die Zeit. Um weiter Qualität und nicht nur Krisenbewältigung bieten zu können, wünschen sich die beiden Schulsozialarbeiter zwei zusätzliche 30-Stunden-Stellen pro Woche. Den Bedarf sehen auch die Mitglieder des Kulturausschusses. Angesichts der angespannten Haushaltslage mochten die Politiker dem aber nicht zustimmen. Immerhin ging es um 113 000 Euro pro Jahr. Stattdessen stimmten sie 39 Stunden pro Woche zusätzlich zu, wobei die Verteilung der Arbeitszeit flexibel sein soll. Finanziert werden auch diese 73 000 Euro zum größten Teil von der Stadt. Wie hoch die Zuschüsse aus Kiel für 2015 ausfallen, steht noch nicht fest. Im Haushaltsentwurf stehen bisher 17,8 Millionen Euro. Doch für Glinde muss zunächst der Finanzausschuss der Stelle zustimmen.