DaZ-Zentrum: Sie sind vom ersten Tag an in Deutschland schulpflichtig - eine große Herausforderung

Abdulmalek deckt die Memory-Karten auf und findet die Pärchen rasend schnell, aber: "Heißt es der oder die Igel?", fragt der zwölfjährige Syrer seinen Lehrer Daniel Meier. Der wendet sich an seine anderen Deutsch-Schüler: "Was meint ihr?" Fast gleichzeitig antworten Delia (12) und Merlin (15) wie aus der Pistole geschossen: "Der Igel!" Die beiden Mädchen aus Rumänien und Bulgarien sind schon ein bisschen länger in Deutschland und entsprechend sicherer in ihren Sprachkenntnissen.

Das verdanken sie dem Zentrum für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) an der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule. Zuwanderer- und Flüchtlingskinder, die in Glinde, Oststeinbek oder Barsbüttel aufgenommen wurden, landen je nach Alter an ihrem ersten Schultag entweder an der Grundschule Tannenweg oder an der Gemeinschaftsschule am Oher Weg. Die ersten deutschen Wörter lernen sie mit Hilfe von Karten. Sie finden sich im gesamten Klassenraum wieder. Denn hier ist alles beschriftet: der Stuhl, die Kreide, der Besen.

Nicht einmal alle Mitglieder des Kulturausschusses wussten, dass diese Kinder vom ersten Tag an in Deutschland schulpflichtig sind - auch wenn sie noch kein Wort Deutsch sprechen, das lateinische Alphabet nicht kennen. Bartu (13) kam vor zwei Jahren aus der Türkei und kann sich gut an seinen ersten Schultag in Glinde erinnern: "Es war schön, dass so viele Kinder da waren. Aber ich habe mich auch fremd gefühlt, weil nur eines Türkisch sprach." Inzwischen hat er viele Freunde gefunden und ist nur noch wenige Stunden in der Woche im DaZ-Zentrum. Denn die Schüler besuchen so schnell wie möglich den regulären Unterricht ihrer Klasse. Dafür erhält jeder einen individuellen Stundenplan.

Sascha Plaumann, Leiter der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule, berichtete dem Kulturausschuss von der Situation im DaZ-Zentrum. Er warb für die Einrichtung einer FSJ-Stelle (Freiwilliges Soziales Jahr).

"Meine beiden Mitarbeiter haben eine hohe Arbeitsbelastung", unterstrich der Direktor. Denn die Zahl der Schüler ohne Deutschkenntnisse wächst. Zurzeit besuchen 22 Anfänger und 23 Fortgeschrittene den Unterricht in diesem Glinder DaZ-Zentrum. 90 derartige Zentren gibt es in Schleswig-Holstein, neun davon in Stormarn. Im vergangenen Jahr wurden in diesem Zentrum noch 35 Kinder unterrichtet. Inzwischen sind es 45, obwohl die Kinder aus Reinbek und Trittau seit August 2013 in das DaZ-Zentrum der Reinbeker Gemeinschaftsschule gehen. "Der Bedarf wird durch die Flüchtlingsproblematik noch dringender", sagte Sascha Plaumann.

Das sah auch die Politik so und stimmte der FSJ-Stelle zu. Wenn der Finanzausschuss sein Okay gibt, wird dies die Stadt ab August 2015 6800 Euro pro Jahr kosten. Kiel will noch 2014 weitere 30 Lehrer einstellen. 2,5 Stellen schreibt das Schulamt gerade für die neun Stormarner Zentren aus. Wenn die Sönke-Nissen-Schule sich bewirbt, entscheidet das Schulamt, ob sie einen zusätzlichen Lehrer bekommt.

Wer wissen will, wie dieser Unterricht funktioniert, ist am Sonnabend, 10 bis 13 Uhr, beim Tag der Offenen Tür am Oher Weg 24 willkommen.