Wirtschaft: Das Ingenieurbüro Kock plant Aufzugsanlagen

Der Begriff "Serviettentechnik" hat in der Planung von Aufzugsanlagen zunächst nichts zu suchen. Doch für das Glinder Ingenieurbüro Kock bekommt er eine ganz neue Bedeutung: Denn 1991 tüftelten Klaus Kock und sein Sohn Manfred die Idee für das Unternehmen auf einer Weihnachtsserviette aus. Das Büro ist spezialisiert auf die Planung von Aufzügen sowie auf die rechtliche Beratung der Aufzugsbetreiber für ihre Vertragswerke für die Wartungen und Notfälle.

"Ich war gerade in der Bewerbungsphase", erinnert sich Manfred Kock (47). "Ich hatte mein Ingenieurs-Studium abgeschlossen, konnte zudem auf Erfahrungen als Aufzugsmonteur zurückblicken. Mein Vater war im Aufzugsbau tätig und steckte gerade in Vertragshandlungen." Der Senior hatte seinem Sohn einen Bericht für eine Fachberatung zu lesen gegeben, den er zuvor mehrfach hatte korrigieren müssen. Beiden war klar: "Das können wir besser." Auf der Weihnachtsserviette notierten sie, was sie brauchten: 500 Blatt Kopierpapier, zwei Computer zwei Autos. Zwischen den Feiertagen rief Klaus Kock seinen Filius an: Er hatte ein Firmen-Logo und einen Briefbogen an seinem Atari gebastelt.

Seit 1992 ist Manfred Kock Alleingeschäftsführer, sein Vater blieb als Berater im Hintergrund. Seine Frau Petra, Mutter Ingrid und auch Tochter Melanie (20) mischen heute in dem Betrieb mit einem Jahresumsatz von etwa einer Million Euro mit. Zeitweise zehn Mitarbeiter beschäftigt er, fünf davon sind Projektleiter: Ingenieure und Techniker. "Bisher sind wir grundsolide gewachsen", erklärt der Chef. "Und damit sind wir zufrieden. Denn wir setzen auf Qualität."

Die Unternehmensidee traf offenbar eine Marktlücke, und 1992 ging es gleich richtig los: "Wir hatten sofort große Projekte, beispielsweise von der Deutschen Airbus", erzählt Manfred Kock. Die Betreiber von Aufzügen in Krankenhäusern, Altenheimen, Banken und Versicherungen oder auch beim NDR sowie Hausverwaltungen zählen deutschlandweit zu seinen Kunden. Die Entscheidung, weder für Generalunternehmer noch für Projektentwickler zu arbeiten, hat er nicht bereut: 2005 lehnte er allein deshalb den Auftrag ab, die 34 Aufzüge für die Elbphilharmonie zu planen.

Jetzt zeichnete der Verband für Aufzugstechnik Kocks Firma für eine Idee aus, die schon 1993 entstand - ebenfalls auf einer Serviette: Auslöser war ein Unfall im Augustinum am Bodensee. Eine Seniorin hatte ihren Gehstock in die Schwelle zum Aufzug gesteckt. Sie stürzte, fiel in die Kabine und brach sich den Oberschenkel. "Darüber kamen wir ins Grübeln. Mein Vater zückte wieder eine Serviette. Ich meinte, helfen könnte einzig mehr Licht, damit die Senioren besser sehen können." Gemeinsam kamen sie schließlich darauf, die Schwelle zum Aufzug zu beleuchten - vielleicht sogar in Rot als Warnung. Das setzte sich besonders in Krankenhäusern durch. Die Hersteller haben die Idee weiterentwickelt: Ist der Zugang frei, leuchtet an den Türen ein grünes LED-Band, sobald die Türen sich bewegen, blinkt es rot. "Unfälle gab es bei diesen Aufzügen nicht mehr", stellt Kock zufrieden fest.